04.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bioprodukte sind knapp

Nachfrage übersteigt Angebot - Importe aus Südafrika

Bielefeld/Kassel (dpa/WB/ef). Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln kann derzeit in Deutschland nicht ausreichend befriedigt werden.

»Nicht einmal mit Produkten aus dem Ausland«, sagte der Fachgebietsleiter für Agrar- und Lebensmittelmarketing an der Universität Kassel, Ulrich Hamm. »Hafer ist europaweit ausverkauft, Eier sind in Deutschland und Frankreich nicht mehr zu haben und bei Kartoffeln weiß niemand, wie die Verbraucher von Mitte Januar an zu bedienen sind«, sagte Hamm in einem Interview. Auch Bio-Gemüse sowie Geflügel und Schweinefleisch aus Bio-Haltung seien schwer zu bekommen. Immer wieder erhalte er »Hilferufe« von Handelsunternehmen, die gerne »mehr Öko verkaufen würden«, sagte Hamm.
Auch das deutschlandweit vertretene Bielefelder Einzelhandelsunternehmen Marktkauf spürt die starke Nachfrage nach Bioprodukten. »Bio-Produkte stehen im Zentrum unserer Produktpolitik«, sagte Unternehmenssprecher Tobias Weitzel gestern. »Einen Engpass gibt es derzeit aber nicht.«
Argarexperte Ulrich Hamm kritisierte unterdessen, Deutschland habe die Chance, mehr Ökoprodukte zu erzeugen, verschlafen. Große Mengen Ökoprodukte würden jetzt Argentinien, Chile, Kanada und Südafrika nach Europa liefern. Der hohe Euro-Kurs mache die Exporte zusätzlich attraktiv. Skepsis gegenüber den Produkten sei nicht angebracht, sagte Hamm. Zum einen unterlägen die Waren den EU-Kontrollen, zum anderen hätten die Ökolandwirte in jenen Ländern keinen heimischen Markt.
Marktkauf bezieht seine Bioprodukte jedoch nicht aus dem Ausland, sondern bei Herstellern aus der jeweiligen Region der Märkte in Deutschland, betonte Weitzel.
Die steigende Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln erklärte Hamm mit einem Wandel im Bewusstsein der Konsumenten. Dabei spiele der Klimawandel eine ähnliche Rolle wie vor Jahren das Waldsterben. Hinzu komme die Verbreitung der Gentechnologie. 70 Prozent der Verbraucher in Deutschland und 50 Prozent in Europa wollten keine genveränderten Lebensmittel. Die Handelsketten würden die Ökoprodukte nicht aus Profilierungsgründen verkaufen, sondern auf den Trend reagieren - und wollten zudem Ärger vermeiden. So habe beispielsweise eine Kette keine konventionellen Trauben, eine andere kein Beerenobst mehr verkauft, weil die Erzeugnisse wegen ihrer Pestizidbelastung aufgefallen waren.

Artikel vom 04.01.2007