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Radarfalle blitzt seit 50 Jahren

Die erste »Gebühreneinzugsmaschine« steht im Polizeimuseum Salzkotten

Salzkotten (WB/lnw). Unter Polizisten heißt sie »Gebühreneinzugsmaschine«. Wer als erster Verkehrssünder in die Radarfalle fuhr, ist aus Datenschutzgründen nicht überliefert. Vor 50 Jahren wurde erstmals in Deutschland ein Radargerät zur Überführung von Tempoverstößen eingesetzt.

Nach dem ersten Feldversuch des NRW-Innenministeriums am 21. Januar 1957 in Düsseldorf trat die Radarfalle ihren bundesweiten Siegeszug an. Mit Blitzlicht konnten nun sogar in der Nacht Raser überführt werden. Inzwischen sind die Geräte als fest montierte »Starenkästen« oder als mobile Einheiten zu tausenden über das Land verteilt.
»Die ersten Geräte waren so groß und von weitem sichtbar, da konnte man von »Falle« noch nicht wirklich sprechen«, schmunzelte Felix Hoffmann (59), Leiter des Deutschen Polizeimuseums in Salzkotten (Kreis Paderborn). Er hat ein Gerät der ersten Stunden in seinem Fundus.
Nicht nur zahllose Tempoverstöße, sondern zufällig auch Seitensprünge und Kapitalverbrechen haben die »Blitzer« in ihrer 50- jährigen Geschichte schon aufgedeckt.
Immer wieder sind die Geräte dafür dem Hass der Täter ausgesetzt. Radarfallen wurden beschossen, angezündet, abgesägt, mit Farbe besprüht - und schnell durch neue Geräte ersetzt.
Inzwischen haben die Gegner der Radargeräte, die sich vom Staat trotz aller Unfallgefahr nicht bremsen lassen wollen, aufgerüstet: Nicht nur Warnungen vor den »Blitzern« in Radio oder Internet, auch eigene Warngeräte für das Auto und reflektierende Folien für das Nummernschild sollen - meist illegal - vor Bußgeld, Punkten in Flensburg und Führerscheinentzug bewahren. Die Polizei kontert seit einigen Jahren mit modernen und kleinen Lasergeräten, die die Radartechnik durch Genauigkeit und Entfernung übertrumpfen.
Für den schrecklichsten Zwischenfall bei einer Radarkontrolle sorgte ein Fernfahrer im Jahr 2000 an einer Autobahn in Hessen. Als er »geblitzt« wird und fürchten muss, seinen Führerschein zu verlieren, kehrt er um, erschießt einen der Polizisten und verletzt einen zweiten Beamten schwer.
Wenige Monate vor dem ersten Einsatz 1957 in Düsseldorf war das erste Verkehrsradar im September 1956 von der Firma Telefunken auf der Internationalen Polizeiausstellung in Essen präsentiert worden. Nach Beseitigung einiger technischer »Kinderkrankheiten« ging die Weltneuheit »Made in Germany« schließlich 1958 in die Serienproduktion.
In NRW blitzte es allein durch die Polizei im vergangenen Jahr 1,4 Millionen Mal. Hinzu kommen die Aufnahmen der kommunalen Radaranlagen. »Geschwindigkeitskontrollen sind unverzichtbar«, sagte eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums. Immerhin sei die Hälfte aller Verkehrstoten auf zu schnelles Fahren zurückzuführen.
Das Deutsche Polizei-Museum in Salzkotten, Verner Straße 11 (im alten Bahnhof) ist jeden ersten Sonntag im Monat von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Zusätzliche Besuchstermine können unter der Telefonnummer 01703819938 vereinbart werden.
www.deutsches-polizeimuseum.de

Artikel vom 04.01.2007