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»Senkung der
Erdgaspreise
längst fällig«

Kritik an Tarifpolitik der Stadtwerke

Von Manfred Matheisen
Bielefeld (WB). Scharfe Kritik an der Erdgas-Preispolitik der Stadtwerke übt Heinz Obermann, Sprecher der ostwestfälischen Mineralölhändler. Dass die Tarife erst zum 1. April gesenkt werden sollen, sei unverständlich: »Eine Preisreduzierung ist schon längst fällig.«

Obermann stellt die Bindung der Gaspreise an die Heizölkurse nicht in Frage. Aber: »Trotz zeitweiliger Steigerungen war Heizöl im gesamten vorigen Jahr billiger als Gas. Deshalb hätte es zu der Preiserhöhung im vorigen Oktober gar nicht kommen dürfen, und zum Jahresbeginn hätten die Tarife gesenkt werden müssen.«
Dass Heizöl eine preiswerte Alternative zum Gas darstelle, lasse sich mit Zahlen belegen, meint Obermann. »Gestern kosteten 100 Liter Heizöl in Bielefeld 53,24 Euro. Hochgerechnet auf einen Verbrauch von 3000 Litern, kommen die Verbraucher beim Öl um 560,17 Euro billiger weg als beim Erdgas mit entsprechender Energieausbeute.«
Dass die Stadtwerke nun eine Gaspreisreduzierung zum 1. April ankündigten (das WESTFALEN-BLATT berichtete), nutze den Verbrauchern wenig, stellt Obermann fest: »Dann ist die Heizperiode gelaufen, und die finanziellen Belastungen sind außergewöhnlich hoch.«
Die Daten des vorigen Jahres zeigten, dass Öl ständig preiswerter gewesen sei als Gas, sagt Obermann. »Die Differenz einer 3000-Liter-Partie zu einer energiegleichen Menge Gas lag zwischen 88,02 Euro im April und 517,50 Euro im Dezember.« Wer sein Haus mit Mineralöl heize, profitiere aber nicht nur von den günstigeren Einstandspreisen: »Die Kunden haben die freie Wahl der Lieferanten und sind nicht einem Monopolisten ausgeliefert.« Zudem könnten sie ihre Tanks dann füllen, wenn die Kurse besonders günstig seien.
Kritik übt der Sprecher der Mineralölhändler auch an den Politikern, die im Aufsichtsrat der Stadtwerke die Preisgestaltung absegneten: »Ich kann ja verstehen, dass die Politik an hohen Gewinnen interessiert ist, die sich vorteilhaft auf die Stadtkasse auswirken, sie sollten aber auch an die Verbraucher denken, die eine ständig steigende Ýzweite MieteÜ zu verkraften haben.« Die Situation könne sich nur ändern, wenn es einen echten Wettbewerb auf dem Erdgasmarkt gäbe.

Artikel vom 04.01.2007