04.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Tierpark-Mufflons bald
hautnah zu erleben

Jetzt wird der zweite Steg der Aussichtsterrasse gebaut


Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Bielefeld (WB). Mufflons sind misstrauische Tiere. Besucher des Heimat-Tierparks Olderdissen können die kleinste Unterart der Wildschafe demnächst trotzdem hautnah erleben, denn bis März soll eine zweite Aussichtsplattform fertiggestellt sein.
Sie führt dann von unten mitten hinein in das Gehege, das außerdem um 2000 Quadratmeter erweitert werden soll. Von oben, vom Paul-Kottenkamp-Weg aus, können die 23 Muffel-Wildtiere (zum Teil bis zu 17 Jahre alt) bereits von einem Holzsteg aus beobachtet und gefüttert werden. Allerdings halten sich die ursprünglich in Korsika und Sardinien heimischen Widder und weiblichen Mufflons am liebsten auf dem Steinberg auf, weil der einer Gebirgslandschaft nachempfunden ist.
»Wir haben für die Tiere hier einen sehr natürlichen Lebensraum geschaffen. Und jetzt soll es noch uriger werden mit freiem Blick ins Gehege und einem Netzschutz für Kinder«, erklärte Tierparkleiter Volker Brekenkamp gestern gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Zaun und Gehölze werden, soweit nötig, entfernt. Die zugeschnittene Eiche aus dem stadteigenen Wald liegt schon im Schuppen bereit, so dass die beiden Handwerker des Tierparks und Ein-Euro-Jobber in Kürze mit dem Bau der zweiten Aussichtsterrasse loslegen können. Dadurch werden die Kosten gering gehalten. Während die obere Variante trapezförmig angelegt und auch für Rollstuhlfahrer gut erreichbar ist, soll die untere Variante rechteckig erstellt und der Topographie angepasst werden.
Mufflons (Ovis gmelini musimon), von Zoologen als Nachfahren einer sehr ursprünglichen Hausschafrasse betrachtet, sind seit gut 100 Jahren auch in Europa heimisch. Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es 25 verschiedene Populationen. Wer genau hinsieht, kann ihnen auch im Teutoburger Wald zwischen Hünenburg und Tierpark in freier Wildbahn begegnen. Das gute Dutzend älterer Tiere mit sieben Lämmern ist 1962 im Tierpark ausgesetzt worden. Nicht unbedingt zur Freude der Waldbesitzer, zumal die Böcke mit ihren schneckenförmig eingedrehten Hörnern in der Brunftzeit durch Rammstöße nicht nur um die Gunst der Schafe kämpfen, sondern auch Knospen und Baumrinden als durchaus leckere Mahlzeit schätzen. Durch Bejagung wird ihre Anzahl auf 13 (sechs Schafe und sieben Widder) konstant begrenzt.
Die Beobachtung des Muffelwildes macht für Brekenkamp gleichwohl Sinn. Der Tierparkchef: »Schließlich handelt es sich um eine interessante Tierart und eine gesunde Bereicherung unserer Fauna«.

Artikel vom 04.01.2007