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»Wahrheit« ist sehr
schwer herauszufinden

Text aus Hitler-Zeit nicht bewusst falsch zitiert


Unter der Überschrift »Bewusst falsch zitiert?« schrieb der Leser Wolfgang Ewers, das letzte Wort der Geschichte müsse die Wahrheit sein. Da ich die von ihm vorgetragene »Wahrheit« schon mehrfach gehört und überprüft habe, stelle ich fest, dass die Wahrheit sehr schwer herauszufinden ist; auf jeden Fall ist aber nicht wahr, dass der zitierte Text »...gehört uns Deutschland, morgen die ganze Welt« »bewusst falsch zitiert« wird. Auch der folgende Satz ist falsch: »Von interessierten Seiten wurde und wird dies so oft falsch wiederholt, dass man es fälschlicherweise als Wahrheit verkaufen kann.«
Es mag sein, dass es ein Liederbuch aus der Hitler-Zeit gibt, das die Textpassage »hört uns Deutschland« verwendet. Wahr ist jedoch auch, dass zumindest die Massenschriften der Zeit - so zum Beispiel ein Bändchen »Uns geht die Sonne nicht unter« (Nebelung 1939) in einer Auflagenhöhe von 2 300 000 Exemplaren - auf Seite 36 einen Text enthält, in dem es heißt »...gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt«. Worte und Weise stammen übrigens von Hans Baumann, der Schriftsteller und Lehrer (!) war, am 22. April 1941 geboren wurde, Lieder und Dramen für die Hitlerjugend schrieb und nach 1945 Kinder- und Jugendbücher verfasste (so mein älterer Brockhaus).
In dem mir vorliegenden Büchlein lautet der fragliche Text: »Es zittern die morschen Knochen der Welt vor dem großen Krieg. Wir haben den Schrecken gebrochen, für uns war's ein großer Sieg. Wir werden weiter marschieren, wenn alles in Scherben fällt, denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt.«

PROF. DR.
RAINER SCHÖWERLING
per E-Mail

Artikel vom 04.01.2007