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Viel Zündstoff beim
Vorzeigeklub Lemgo

Trainersuche des TBV wird in dieser Woche intensiviert

Von Oliver Kreth
Lemgo (WB). Gestern reisten Florian Kehrmann, Michael Hegemann, Carsten Lichtlein, Sebastian Preiß und Markus Baur nach Herrsching an den Ammersee. Dort bereiten sie sich bis zum 14. Januar auf die schwierige Aufgabe Handball-WM vor, hinter sich lassen sie damit auch gewaltige Probleme beim TBV Lemgo.

Denn nach dem Weihnachtsfest brennt da jetzt ein ganz anderer Baum. 21:15 Punkte stehen nur auf dem Konto in der Handball-Bundesliga, neun Minuspunkte Abstand zu Rang fünf. Im internationalen Wettbewerb ist der EHF-Cup-Titelverteidiger bereits ausgeschieden, und im Viertelfinale des nationalen Pokals tritt am 13. Februar (20 Uhr) der THW Kiel in der Lipperlandhalle an. Keine guten sportlichen Aussichten.
Hohe Zeit also für Krisengespräche beim Handball-Vorzeigeklub (»TBV Deutschland«). Die werden nach der gestrigen Rückkehr des Managers aus dem Urlaub noch in dieser Woche geführt. »Wir werden die Köpfe zusammen stecken, und dann steht alles auf dem Prüfstand. Auch der Trainer und das Management«, erklärte Fynn Holpert vor dem Beisammensein mit dem von Paul-Gerhard Reimann geleiteten TBV-Beirat. Der Ex-Torwart erfuhr von der Pleite seines TBV im OWL-Derby bei GWD Minden im Ski-Urlaub in Österreich. Den Kurztrip hatte der 39-Jährige wegen der 22:30-Niederlage beim Erstliga-Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten verschoben.
Vor der Partie in der Kampa-Halle hatte auch der Manager der Mannschaft lautstark ins Gewissen geredet und jedem klar gemacht, dass sich der Verein ein anderes Auftreten von dem Team und volle Konzentration auf den Ligabetrieb erwartet. Geholfen hat die Ansprache wenig. Im Gegenteil. Nach der Pleite gegen GWD herrschte auch beim Sportlichen Leiter große Ratlosigkeit. Volker Zerbe: »Das hatte mit Handball manchmal nicht mehr viel zu tun.«
Naturgemäß besonders in der Kritik steht der Trainer. Volker Mudrow wirkte nach dem ersten Rückrundenspiel ratlos. Mudrow: »Wir nehmen uns immer viel vor, sind dann aber letztlich nicht konsequent genug. Wir sind in einer Situation, die der TBV nicht gewohnt ist, und die auch sehr auf uns drückt.« Auch er wollte nicht gelten lassen, dass seine Spieler mit dem Kopf schon zu sehr bei der anstehenden WM seien.
Ob Mudrow beim zweiten Spiel der Rückrunde noch auf der Trainerbank des zweifachen Ex-Meisters sitzen wird, ist mehr als fraglich. Derzeit deutet alles darauf hin, dass eine Trennung noch vor dem Ablauf seines Vertrages nach der Saison erfolgt. Noch in dieser Woche will man in Lemgo die Gespräche über einen Nachfolger intensivieren und ihn wahrscheinlich schon im Januar präsentieren. Als heißester Kandidat gilt nach wie vor der ehemalige Großwallstädter Peter Meisinger.
Auch im Kreise der Sponsoren rumort es gewaltig. Sie kritisieren nicht nur die sportliche Entwicklung, sondern auch die damit einhergehende schlechte Außendarstellung. Ein Zustand, den sich der TBV gerade derzeit nicht leisten kann. Denn durch das vorzeitige Scheitern im EHF-Pokal fehlen angeblich mehr als 200 000 Euro in der Kasse. Und sollte nicht ein Pokal-Wunder geschehen, ist die Chance auf Einnahmen aus dem internationalen Wettbewerb auch 2007/2008 futsch. Viel Zündstoff beim Handball- Vorzeigeklub in OWL.

Artikel vom 04.01.2007