04.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Verbeugung vor dem
Handwerk der Zauberei

Film voller Tricks: »Prestige - Meister der Magie«


Magier und Filmemacher arbeiten mit denselben Tricks. Wenn sie ihre Kunst so gut beherrschen wie der amerikanische Regisseur Christopher Nolan und die beiden rivalisierenden Illusionisten in Nolans Film »Prestige - Meister der Magie«, dann überrumpeln sie ihr Publikum: Nolan setzt auf geschickte Ablenkungsmanöver und eine unerwartete Pointe.
Der magische Plot des Historienthrillers führt ins London Ende des 19. Jahrhunderts. Die Zauberkünstler Robert Agnier (Hugh Jackman) und Alfred Borden (Christian Bale) sind Freunde, bis der Ehrgeiz sie entzweit und sie zu Mördern macht. Angier, der Aristokratische, ist ein Publikumsverführer. Borden, der Tüftler, will nicht durch Show, sondern durch technische Brillanz imponieren. Jeder will die Nummer 1 sein, wechselseitig sabotieren sie ihre Auftritte, doch aus zunächst harmlosen Streichen wird bald blutiger Ernst.
Der Film beginnt mit einer Gerichtsverhandlung und einigen geschickt montierten Rückblenden. Die Filmdramaturgie folgt analog den magischen Tricks, die aus mehren Stufen bestehen. Unspektakulär bereitet der Magier seinen Clou ebenso vor wie der Filmregisseur die überraschende Handlung. Dann lenkt er sein Publikum mit Täuschungsmanövern ab. Dazu gehört auch, dass hier und da ironisch ein Stück profaner Kleinkunst-Zauberei entzaubert wird.
Zunächst mag der Zuschauer meinen, dass sich Regisseur Nolan, der unter anderem zwei »Batman«-Filme gedreht hat, und sein Bruder Jonathan (Drehbuch) diesmal mit einem Kostümfilm unter Wert verkaufen. Doch es gelingt ihnen, etwas so Unverfilmbares wie die Magie leinwandtauglich zu machen.
Im Zeitalter der Computeranimation ist der vielschichtige Film aber auch eine Verbeugung vor dem Magie-Handwerk. Und es wird deutlich, wie sich diese Illusionskunst technisch fortentwickelt hat. Die Meister der Magie wurden buchstäblich elektrifiziert - wie der smarte Angier, der den genial durchgeknallten und visionären Erfinder Nikola Tesla in seinem surrealen Lichtpalast aufsucht. Auch Tesla (Musikstar David Bowie in einer prominenten Nebenrolle) hatte einen Rivalen: Thomas Edison, den legendären Macher auf dem Gebiet der Elektrizität.
Die neuen Möglichkeiten sollten später in Las-Vegas-Spektakeln ihren Ausdruck finden. An der Schwelle dieses Umbruchs, aus dem heute Stars wie David Copperfield ihren Erfolg schöpfen, bewegt sich Nolan mit seinem Film. Es ist ein Thriller um Antagonisten, die in diesem Metier nicht ohne den anderen bestehen können: solide Konstrukteure und schillernde Alchimisten.

Artikel vom 04.01.2007