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Aufsteiger ertränkt
die Moral in Whisky

Politthriller »Das Spiel der Macht«


Willie Stark (Sean Penn) ist ein harmloser Kerl, ein kleiner, eher einfältiger Kämmerer aus der Provinz, der Orangenlimonade mit zwei Strohhalmen trinkt und sich beiläufig überreden lässt, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. Später fährt derselbe Mann als Gouverneur mit seiner Entourage in der schwarzen Limousine wie ein Gangster durch die Nacht, und seine fahrigen, vom Bourbon verschleierten Blicke finden nirgendwo mehr Halt.
Mit der gnadenlosen Logik eines griechischen Dramas setzt Regisseur und Drehbuchautor Steven Zaillian, der für sein Script zu Steven Spielbergs »Schindlers Liste« 1994 mit einem »Oscar« ausgezeichnet wurde, im »Spiel der Macht« den rasanten Aufstieg und tiefen Fall eines Gouverneurs in den USA der 50er in Szene.
Der hochkarätig besetzte Politthriller basiert auf dem 1946 erschienenen Roman »All the King's Men« des Pulitzerpreisträgers Robert Penn Warren und stellt durchaus aktuelle Fragen. Wie konnte es passieren, dass aus einem mäßig begabten Provinzpolitiker ein haltloser Demagoge wurde? Anders formuliert: Kann Politik, die immer von partikularen Interessen gesteuert ist, überhaupt auf einer moralischen Basis fußen?
Moral jedenfalls wird für Willie Stark schnell zur Phrase. Den verarmten Bauern auf den Baumwollfeldern macht er haltlose Versprechungen, denn mehr als Stimmvieh für seine Kampagnen waren sie nie. Sein Mentor und Freund Jack Burden (Jude Law) wendet sich von dem selbstherrlich regierenden Gouverneur ab, und Strippenzieher wie der skrupellose Tiny Duffy (James Gandolfini) übernehmen das Kommando. Als Stark sich mit dem mächtigen Richter Irwin (Anthony Hopkins) anlegt, läutet er selbst sein Ende ein.
Sean Penn liefert als verbissen-ehrgeiziger Populist eine große Vorstellung ab, einen charismatischen, mit allen Wassern gewaschenen Aufsteiger, der mit wenigen rhetorischen Tricks die Leute um den Finger wickelt. Ebenso stark sein Gegenspieler Anthony Hopkins als graue Eminenz im Hintergrund, als routinierter Machtmensch, der alle Fäden in der Hand hält.

Artikel vom 04.01.2007