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Unbändiger Streiter für sein Land

Scharons Biografie

Bielefeld (WB/rb). Am ersten Mittwoch des Jahres 2006 ist Israels Ministerpräsident Ariel Scharon in ein Koma gefallen, aus dem er bis heute nicht erwacht ist.

Nachfolger Ehud Olmert bietet den Feinden Scharons längst nicht die Angriffsfläche wie der »Hardliner« und »Bulldozer«. Im Ausland war Sharon als »Massenmörder von Sabra und Shatila« seit 1982 Sinnbild antiisraelischer Propaganda. In Israel galt er bis zu seinem plötzlichen Abtritt von der politischen Bühne als Politiker, der das Überleben des jüdischen Staates im Sinne hatte.
Niemand rechnet in Israel noch mit seiner Genesung. Dabei war er schon in jungen Jahren ein nicht zu bändigender Querkopf gewesen. Als eigenwilliger Kommandant kümmerte er sich um die Befehle seiner Vorgesetzten wenig. Es war sein Beschluss, 1973 als General der Reserve, den Suez-Kanal zu überqueren und bis 101 Kilometer vor Kairo vorzudringen.
Letztlich wurde er damit zum Wegbereiter des Friedens mit Ägypten, dem stärksten und gefährlichsten Gegner Israels in der arabischen Welt. Ratlos reagierten seine Kritiker, als der Verfechter der Siedlungspolitik urplötzlich seinen Kurs änderte, den Rückzug aus dem Gazastreifen und aus einigen Siedlungen im Westjordanland ankündigte und - vor allem - auch durchführte.
»Was hatte diesen harten rechtsgerichteten Politiker, die meistgeschmähte Figur in der arabischen Welt, am Ende seines Lebens dazu gebracht, seine Weltsicht radikal zu ändern?« Dies ist eine der Schlüsselfragen, die Gadi Blum und Nir Hefez in der soeben erschienen Biografie über Scharon stellen. Das 592 Seiten starke Porträt zeichnet sich aus durch große Faktentreue und stets gewahrte Distanz, ist aber zugleich frei von den zahlreichen Stereotypen in Sachen Scharon. Systematisch werden sie mit der Faktenlage abgeglichen.
Ariel Scharon, Die Biografie, von Gadi Blum und Nir Hefez, erschienen im September 2006 im Verlag Hoffmann und Campe, 25 Euro.

Artikel vom 03.01.2007