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Handel bietet Rabatt-Offensive

»Paradoxe Gegenreaktion« auf Mehrwertsteuersprung - Bürger profitieren

Bielefeld/Berlin (dpa/Reuters/WB/ef). Der Handel startet mit einer Rabatt-Offensive ins neue Jahr, um den Verbrauchern die Sorge vor abrupten Preiserhöhungen nach dem Mehrwertsteuersprung von 16 auf 19 Prozent zu nehmen.

»Die Geschäfte tun alles, um ihre Preiswürdigkeit bei den Kunden herauszustellen«, sagte der Sprecher des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr, gestern.
Nun gebe es daher sogar deutlich mehr Aktionen mit Preisnachlässen als sonst in den traditionell ruhigeren Wochen Anfang Januar nach dem Hochbetrieb im Weihnachtsgeschäft. Damit sei vereitelt worden, dass die Läden nach meist recht guten Geschäften zu Weihnachten 2007 »durchstarten« können. Nach einer Übergangszeit sei es letztlich aber unumgänglich, zumindest ein Drittel der höheren Steuer weiterzugeben.
Vorerst könnten sich Kunden wegen des scharfen Konkurrenzkampfs aber über Rabatte für etliche Waren von Textilien bis Elektrogeräten freuen, sagte Pellengahr. »Das ist die paradoxe Gegenreaktion des Einzelhandels auf die Mehrwertsteuererhöhung.« Insgesamt sei daher zunächst nicht mit Preiserhöhungen zu rechnen.
Sonderaktionen sollten vielmehr das Interesse der Kunden ankurbeln, was aber zu Lasten der Erträge gehen dürfte. »Ab Februar werden die Verbraucher dann die Preiserhöhungen im Einzelhandel auch stärker spüren«, sagte Pellengahr weiter. »Der Wettbewerb bestimmt den Markt«, hieß es auch beim Hamburger Einzelhandelsverband. Zur Premiere der höheren Mehrwertsteuer seien jedenfalls keine plötzlichen Umsatzrückgänge zu spüren gewesen. »Die Verbraucher gucken genau hin, aber die Preise sind stabil«, sagte Verbandssprecher Ulf Kalkmann.
Bei Bekleidung komme hinzu, dass viele Läden wegen des vielerorts milden Wetters Reduzierungen bieten, um Bestände abbauen zu können, sagte HDE-Sprecher Pellengahr. »Der Januar ist ein klassischer Ausverkaufsmonat«, bekräftigte auch der Sprecher des Einzelhandelverbandes Ostwestfalen-Lippe, Jörg Beyer. Zudem profitiere der Verbraucher vom harten Wettbewerb der Branche. Hinzu komme ein weiterer Aspekt zum Vorteil des Kunden: Der Handel könne die für die Werbung so wichtigen Schwellenpreise - beispielsweise 19,90 Euro für ein Hemd oder 69,90 Euro für eine Jeans - nicht einfach abschaffen.
Geplanter Höhepunkt des »Rabattfinales« dürfte der bundesweit koordinierte freiwillige Winterschlussverkauf (WSV) vom 22. Januar an sein. Insgesamt rechnet die Branche aber für 2007 mit einer Schwächung der Kaufkraft wegen Mehrbelastungen vieler Bürger durch höhere Steuern und Abgaben. »Für den Einzelhandel wird es ein schwieriges Jahr«, sagte Pellengahr.
Zum 1. Januar stieg der Mehrwertsteuersatz von 16 auf 19 Prozent. Für Lebensmittel gilt unverändert der ermäßigte Satz von sieben Prozent. S. 4: Kommentar

Artikel vom 03.01.2007