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Jakob Karl liegt
voll im Trend

Großvater-Namen kommen wieder

Berlin(dpa). Franz, Siegfried, Ludwig, Willi, Otto und Karl: Namen aus Großvaters Zeiten tauchen immer öfter nicht nur in den Todesanzeigen, sondern auch in Geburtsannoncen auf.

Nationaltorwart Jens Lehmann nannte seine Tochter Lieselotte, der kleine Sohn der Popsängerin Judith Holofernes heißt ganz preußisch Friedrich. Ob Minna oder Fritz: Eine Generation, die zur Fußball-WM die Deutschlandflagge auf dem Autofenster hängt, hat wohl keine Angst, bei der Namenswahl in den Ruch des Nationalismus zu kommen. Das gilt besonders bei der Taufe der Söhne.
»Die letzten fünf Jahre zeigen besonders bei den Jungen, dass da eine Rückbesinnung auf die altdeutschen Namen erfolgt«, hat die Leipziger Namensforscherin Gabriele Rodriguez beobachtet. »Ich staune immer wieder, was da jetzt dabei ist.« Sogar Adolf taucht als Zweitname wieder auf, und das bei Familien, die keineswegs der rechten Szene nahe stehen. Als Vorreiter bei den Namen gelten die Akademiker, die nach Neuem und Ungewöhnlichem suchen, außerdem spielen Faktoren wie persönliche Assoziationen, Verwandte oder Taufpaten eine Rolle.
Trendforscher Eike Wenzel vom Zukunftsinstitut (Kelkheim/Hessen) sieht die traditionelle Namenswahl in Verbindung mit der »neuen Bürgerlichkeit«, die vor etwa drei Jahren unter der rot-grünen Bundesregierung einsetzte. Er spricht von einem »bewussten Bekenntnis zur Tradition und zur Kontinuität, die wir eigentlich noch nie so richtig hatten«. »Es hat mit der Renaissance der Werte und der Rückkehr zur Normalität zutun«. Sein eigener kleiner Sohn heißt übrigens Jakob Karl.

Artikel vom 03.01.2007