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Der Brückenbauer
zwischen den Kulturen

Alper Yesilyurt ist Islambeauftragter bei der Polizei

Von Frauke Kanbach
Bielefeld (WB). Alper Yesilyurt (24) ist von Beruf Polizist - konkret »Kontaktbeamter für moslemische Institutionen« beim Staatsschutz. Yesilyurt, der seit Sommer 2005 einen deutschen Pass besitzt, ist der erste und einzige türkischstämmige Ordnungshüter in Bielefeld.

Sein berufliches Aha-Erlebnis verdankt er dem Bezirksdienstbeamten Peter Drews aus Werther. Er habe schon als Kind davon geträumt, Polizist zu werden und eine Uniform zu tragen, erinnert sich Alper Yesilyurt. Doch zunächst habe er sich nicht getraut, seinen Wunsch zu verfolgen - »warum, weiß ich auch nicht.« Eines Tages schließlich sieht er den Polizisten auf der Straße, bittet ihn herein und fragt ihn über seinen Beruf aus.
Danach steht für den 24-Jährigen fest, dass er seinen Kindheitswunsch verwirklichen will. Yesilyurt meldet sich zum Eignungstest an, besteht diesen und absolviert erfolgreich die Polizeischule in Schloß Holte-Stukenbrock.
Nach einem Jahr Streifendienst in Bielefeld bewirbt sich der junge Ordnungshüter im Frühjahr 2005 um die neu geschaffene Stelle des »Islambeauftragten« (jetzt Kontaktbeamter), eingegliedert beim polizeilichen Staatsschutz (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Mit seiner Herkunft erfüllt der türkischstämmige Deutsche ideal die Voraussetzungen.
Seine Aufgabe ist der Kontakt zu gemäßigten moslemischen Institutionen. Als »Brücken bauen« beschreibt der 24-Jährige seine Tätigkeit: »Es geht darum, zwischen beiden Seiten ein Vertrauensverhältnis zu schaffen, wo bis dahin kein Kontakt existiert hat.«
Das geht nicht nur vom Schreibtisch aus. Yesilyurt besucht Teestuben, Internetcafés und Fußballclubs ebenso wie Moscheen und Moscheevereine. Er hat festgestellt, dass man auch dort froh ist, dass es jemanden wie ihn gibt, wenn zum Beispiel Moslems mit streng islamistischen Ansichten versuchen, gemäßigte Moscheen zu unterwandern. »Mit mir kommt man aus, ich bin in friedlicher Absicht unterwegs«, sagt der Polizeimeister über sich selbst.
Die Mutter sei wegen seines Berufs anfangs ängstlich gewesen, der Vater stolz. Er habe ihn immer gefördert, aber auch gefordert, wie Yesilyurt sagt. »Er hat immer gesagt: Nutze die Möglichkeiten, die du hier hast.« Mit seinem Vater wurde immer deutsch gesprochen. Sei er mit seiner Mutter alleine gewesen, hätten sie sich auf türkisch unterhalten. Sie wollte, dass er seine türkischen Wurzeln nicht ganz verliert. Yesilyurt: »Der mütterliche Türkischunterricht hat mir beim polizeilichen Eignungstest geholfen.« Dort musste er den Nachweis erbringen, dass er des Türkischen in Sprache und Schrift mächtig ist.
Im Sommer 2004 stellte Alper Yesilyurt seinen Einbürgerungsantrag, weil er es zum einen leid war, immer zum türkischen Konsulat nach Münster fahren zu müssen: »Nicht wegen der Fahrt, sondern weil türkische Beamte ein anderes Verständnis von Höflichkeit, Ordnung und Respekt haben.« Zum anderen sehe er es nicht ein, zwei Jahre Wehrdienst in der Türkei abzuleisten: »Ich lebe und arbeite hier und bin glücklich. Warum soll ich etwas für ein Land tun, dass ich kaum kenne?« Der Staatsschützer fühlt sich mehr deutsch als türkisch.
Eine Uniform trägt der Beamte in seiner Tätigkeit als Kontaktbeamter meistens nicht. »Der Job macht trotzdem Spaß«, lacht er.

Artikel vom 03.01.2007