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Drei Pralinés als
Zugabe serviert

Donnernder Applaus zum Neujahr


Von Elke Wemhöner
Bielefeld (WB). Mit Mischungen ist das so eine Sache. Bei Pralinen beispielsweise sollte für jeden etwas dabei sein: ein paar mit Schmelz, die eine oder andere Gefüllte, aber auch die Zartbitteren. Beim Neujahrskonzert 2007 in der Oetkerhalle hatte »Chocolatier« Peter Kuhn zwar entsprechende Vorgaben durch die vorausgegangene Abstimmung des Publikums, doch die Präsentation lag in seinen fachkundigen Händen. Dazu stand ihm ein Philharmonisches Orchester zur Verfügung, das - ganz neujahrsgemäß - erfrischend spritzig spielte.
Wenn das Publikum einen Wunschzettel schreiben darf, sind Stil- und Spartenbrüche geradezu vorgeben. Und das Beliebt-Gängige lässt einem Berufsmusiker schon einmal den Seufzer entschlüpfen: »Immer dasselbe« oder auch »Same procedure as every year«. Dann ist es Ehrensache, die Zuhörer nicht zu enttäuschen.
Schwungvoller Auftakt mit einer Ouvertüre (Franz von Suppé), bevor Generalmusikdirektor Peter Kuhn die Sängerin Bettina Meske vorstellte. Sie interpretierte an diesem Abend Bill-Murta-Songs und ein Medley aus seinem »Starry Messenger«. Nach dem temperamentvollen Brahms (Ungarische Tänze) und einem federleichten Bach (Air) genoss das Publikum vor der Pause Tschaikowskys »Nussknacker«. Beinahe nahtlos schloss sich dann an Gershwins »Porgy and Bess«-Motive die Filmmusik »Out of Africa« an: vom Baumwollland im Sprung auf den Schwarzen Kontinent. Den Donau-Träumen (Walzer von Robert Stolz) schloss sich Cole Porters »Kiss me, Kate« an.
Witzig, charmant, souverän hatte Peter Kuhn die durchaus schwierigen Verbindungen zwischen diesen unterschiedlichen Werken geknüpft. Seine herzlichen Abschiedsworte wurden zwar vernommen, aber doch nicht gehört. Donnernder Applaus holte den Mann mit dem Dirigenten-Stab auf das Podium zurück. Und nun gab's auf die Mischung noch drei Super-Pralinés obendrauf. Ob nun die bekannte »Petersburger Schlittenfahrt«, die Polka »Leichtes Blut« (Strauß Sohn) oder Sousas »The Washington Post March« das Leckerste war, das ist eine Sache des Geschmacks.

Artikel vom 03.01.2007