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Samuel Coleridge

»Gewöhnlicher gesunder Menschenverstand ist das, was die Welt
Weisheit nennt.«

Leitartikel
Schneider, Sachsen, Energie

Politik
braucht prima
Klima


Von Rolf Dressler
Alle reden über die Mehrwert-steuer. Und über das Wetter so- wieso, denn Letzteres ist und bleibt auf ewig die Nummer 1, die Mutter aller Wochenmarkt-, Nachbarschafts- und Wirtshaus-Gespräche.
Andere Themen, so sehr sie uns Zahlbürger im Vergleich mit dem Wetter oder dem aktuellen Mehrwertsteueraufschlag, je nachdem, entweder kaltlassen könnten oder aufregen müssten, gibt es zuhauf im alltäglich überschäumenden Nachrichtengetümmel.
Dazu drei fast wahllos gegriffene Anschauungsstücke, ziemlich gut passend zum Jahresauftakt 2007, wie wir finden.
Zum ersten: das nach Kritikermeinung, gelinde gesagt, gewöhnungsbedürftige Kino-Werk »Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler«, das am 11. Januar in Deutschlands Lichtspielhäuser kommt. Im Doppel-Interview mit Hauptdarsteller Helge Schneider, der den braunen Tyrannen aus Braunau irgendwie zu verhohnepipeln versucht, tat Regisseur Dani Levy kund, er finde »Hitler zum Brüllen«. Ob dem Massenpublikumsinteresse mit solchen Dröhner-Sprüchen aufzuhelfen sein wird? Es darf gezweifelt und (bei den Filmevermarktern) um den Kassenerfolg gezittert werden.
Zum zweiten: das erfreulich po- sitive, satte Minus beim Heizenergieverbrauch dank des anhaltend milden Winters 2006/2007. Warum eigentlich ist dies den Natur-, Umwelt- und Zukunftsbesorgten und den Anheizern der vorgeblich kaum mehr abwendbaren »globalen Klimakatastrophe« nicht auch einmal ein vernehmbar klares Wort der Erleichterung wert? Oder bangen die Berufs-Kassandras etwa um die reichlich sprudelnden Steuerstaatsfördergelder? Und, man denke: Haben womöglich nicht sogar auch wir, die vielgescholtenen Vergeuder und Verprasser vom Dienst, mit Vernunft und Augenmaß an immer teurerem Gas, Öl und anderem Heizmaterial gespart?
Zum dritten schließlich, aber nicht zuletzt: das Deutschland-Leuchtzeichen aus Dresden. Zum ersten Mal seit seiner Wiedergründung vor 16 Jahren nimmt der von der CDU geführte Freistaat Sachsen mit dem Doppelhaushalt 2007/2008 keinen Euro neue Schulden mehr auf. Einer besseren Zeit voraus?
Mit dem Begriff »Sensation« sollten Politik und Presse tunlichst sparsam wirtschaften - hier jedoch dürfte er durchaus erlaubt sein.
Nicht auszudenken, wie viele grüne Zweige sich künftighin noch entwickeln können, sollte das sächsische Vorbild endlich auch anderwärts Schule machen. Es wäre ein unschätzbarer Gewinn für das Gemeinwesen, in dem wir alle auch fortan auskömmlich leben, arbeiten und uns gut aufgehoben fühlen möchten. Anlass zu berechtigten Hoffnungen in eben diese Richtung geben - sicherlich nicht ganz von ungefähr - insbesondere auch das CDU-regierte Baden-Württemberg und das CSU-geführte Bayern.
Also: Wo das »Umfeld« noch nicht stimmt, muss es geschaffen werden. Von Politik und Bürgern. In gemeinschaftlicher Anstrengung. Sonst wird es nichts.

Artikel vom 03.01.2007