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Annäherung an einen »Fremden«

ARD-Doku »Meines Vaters Land« nach dem Buch von Wibke Bruhns

Ein Foto aus dem Privatalbum von Wibke Bruhns: Es zeigt ihre Familie im Jahr 1939.

ARD, 22.45 Uhr: Es ist der Gesichtsausdruck ihres Vaters, der die Fernsehjournalistin Wibke Bruhns nicht mehr loslässt: »Was auf mich gewirkt hat, dass er so elend aussah - so hundsmiserabel elend«, sagt Bruhns in dem Dokumentarfilm »Meines Vaters Land - Eine deutsche Familiengeschichte«. Er erzählt vom Schicksal ihres Vaters Hans Georg Klamroth, der nach dem Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 als Mitwisser hingerichtet wurde.
Ihren Vater hat Bruhns nie richtig kennen gelernt. Er starb, als sie fünf Jahre alt war. Viel später sieht sie zufällig sein Gesicht in einer TV-Dokumentation und beschließt, die Geschichte ihrer Familie aufzuschreiben. »Ich habe gedacht, ich muss ihn rausholen aus der Anonymität«, sagt die heute 68 Jahre alte Tochter. Ihr 2004 erschienenes Buch stand auf den Bestsellerlisten und wurde in diesem Jahr mit dem Friedrich-Schiedel-Literaturpreis ausgezeichnet.
Der auf dem Buch basierende Film beginnt ebenfalls mit der Annäherung an den fremden Vater. Er lebt von zahlreichen Fotos, Originaldokumenten und privaten Filmaufnahmen der Kaufmannsfamilie Klamroth aus Halberstadt im Harz, die Bruhns bei ihrer mehr als 20 Jahre dauernden Recherche gesammelt hat. Schwarz-Weiß-Filme zeigen die ersten Schritte der jüngsten Tochter Wibke, Ausflüge mit dem Auto und Familientreffen. Ergänzt mit zahlreichen Passagen aus Kindertagebüchern, Liebesgedichten, Briefen, Reiseberichten und Geschäftsunterlagen wird der Weg der Klamroth-Familie geschildert und der Zeitgeist eingefangen.

Artikel vom 03.01.2007