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Kommentar

Faires Urteil mit Chance zum Neubeginn


Fehler macht jeder. Diese Attacke aber war heimtückisch, feige, brutal und rücksichtslos. Ali Alioglu hat schwerste Verletzungen seines Opfers riskiert, als er einen völlig wehrlosen Sportler hinterrücks niedergeschlagen hat. Unwissenheit über mögliche Folgen einer solchen Attacke oder eine andere Mentalität können keine Entschuldigung für so ein abscheuliches Verhalten sein. Die Strafe musste dementsprechend hart sein - und sie hätte noch höher ausfallen können als »nur« zwei Jahre. Die sind schon ein sehr deutliches Zeichen der Spruchkammer, dass sie solche Aktionen auf dem Sportplatz nicht duldet. Sport soll verbinden - und nicht wie in diesem Fall als Plattform für zerstörerische Attacken benutzt werden.
Diese Verhandlung wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Alioglu für seine Tat gerade stehen musste. Ob auch sein Verein noch weitere Sanktionen gegen Alioglu beschließt, bleibt abzuwarten. Zivilrechtliches wird sicher folgen.
Auch wenn Dieter Bartelheimer seinen Spieler als unbeschriebenes Blatt in Sachen Spruchkammerverhandlungen darstellte - die teils handgreiflichen, teils verbalen Vorfälle in der Vergangenheit vor seiner Zeit beim TuS Tengern, die auch zu Alioglus Rauswurf beim FC Preußen Espelkamp geführt hatten, sind nicht zu leugnen. Ob der brutale Faustschlag jetzt wirklich nur als Einzelfall zu sehen ist oder ob hier ein Sportler nicht doch wiederholt gegen die Regeln der Fairness verstoßen hat, diese Frage muss sich nicht nur Alioglu selbst stellen, sondern auch jeder Verein, für den er gespielt hat und in Zukunft wieder spielen wird. Ein unbeschriebenes Blatt sieht jedenfalls ganz anders aus. Eine Garantie, dass so ein Ausraster nicht auch im Trikot in einem Spiel passieren kann, gibt es nicht.
Sein Alter hat den Sportler vor einer höheren Strafe bewahrt. Der hoch talentierte Fußballer Ali Alioglu hat es nach Ablauf seiner Sperre in zwei Jahren selbst in der Hand, zu beweisen, dass er nicht nur ein großes Talent ist - sondern auch als untadeliger Sportler auftreten kann. Zu wünschen wäre es ihm - und nicht nur ihm.
Eine erste Chance hat Alioglu allerdings vergeben: Es wäre zumindest ein Zeichen der Versöhnung und menschlicher Größe gewesen, sich für so eine unfassbare Tat zu entschuldigen -ÊÊ das hat Tengerns Stürmer vor, während oder nach der Verhandlung aber nicht für notwendig erachtet. Und warum sein Verein sich nicht wenigstens beim Opfer für seinen Spieler entschuldigt hat, wird sein Geheimnis bleiben. Weitere Tiefschläge für das Opfer, das zivilrechtlich versuchen wird, sein Recht zu bekommen. Mit fairen Mitteln. So wie es sich gehört -ÊÊ Alter hin, Mentalität her.
Ingo Notz

Artikel vom 30.12.2006