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Steuererhöhung
trübt Kauflust

OWL: 40 Millionen mehr konsumiert

Berlin (WB/ef/Reuters). Die steigende Mehrwertsteuer verdirbt den Deutschen zu Jahresbeginn die Kauflaune.
Der Konsumklimaindikator fiel für Januar auf 8,7 von 9,2 Punkten im Vormonat, teilte das Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK am Freitag mit.
»Die Mehrwertsteuererhöhung betrachten die Konsumenten offensichtlich als eine drastische Belastung für ihre Kaufkraft«, hieß es zu der Befragung von 2000 Verbrauchern. Verschärft werde dies durch höhere Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge sowie wegfallende Steuervorteile. Dadurch hätten sich die Einkommenserwartungen stark eingetrübt.
»Die Verbraucher sind verunsichert«, sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Dies gelte besonders für Haushalte mit niedrigem Einkommen und Rentner. Besserverdienende und die Mittelschicht seien weniger pessimistisch. »Hier zeigt sich ein Trend zur Polarisierung der Gesellschaft«, sagte Bürkl.
Die Einzelhändler sehen ihre Sorge vor einem umsatzschwachen Start ins neue Jahr durch das trübere Konsumklima bestätigt. »Das ist die logische Konsequenz aus den Belastungen, die auf die Kunden zukommen«, sagte Hubertus Pellengahr vom Branchenverband HDE. Die Einzelhändler hofften jetzt auf eine weiter steigende Beschäftigung. »Dann könnte es im Frühjahr wieder nach oben gehen.« Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sagte: »Die dämpfende Wirkung der Steuer- und Abgabenerhöhungen ist nur vorübergehend.« Der Aufschwung werde sich fortsetzen. Auch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sieht gute Chancen, dass sich die Verbraucher im Laufe des Jahres von dem »Steuerschock« wieder erholen. Gründe seien der Konjunkturoptimismus, die bessere Arbeitsmarktlage sowie die Aussicht auf stärkere Lohn- und Gehaltserhöhungen.
Die zunehmende Konjunkturzuversicht der Deutschen für 2007 drückt sich im Anstieg des entsprechenden Teilindikators um 25,4 auf 35,7 Punkte aus. Er erreichte so den höchsten Stand seit sechs Jahren. Die meisten Forschungsinstitute teilen diesen Optimismus. Das Kieler IfW geht 2007 von einem Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent aus.
Unterdessen ist der Einzelhandel in OWL mit dem Weihnachtsgeschäft »sehr zufrieden«, wie ein Sprecher des Verbandes am Freitag betonte. Die Bürger hätten im November und Dezember etwa 40 Millionen Euro mehr ausgegeben als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt seien in den beiden Monaten etwa zwei Milliarden Euro für Waren des Einzelhandels (ohne Autos, Tankstellen, Apotheken) ausgeben worden. Allerdings habe es über alle Branchen hinweg Gewinner und Verlierer gegeben.

Artikel vom 30.12.2006