Von Dietmar Kemper Bielefeld (WB). Trotz guter Wirtschaftsdaten »trauen die Deutschen dem Aufschwungsbraten nicht«. Sie gehen eher skeptisch ins neue Jahr, sagte der Leiter des Meinungsforschungsinstituts Emnid in Bielefeld, Klaus-Peter Schöppner, dieser Zeitung. Der Emnid-Leiter Klaus-Peter Schöppner.
Emnid befragte Ende 2006 insgesamt 60 000 Männer und Frauen in 60 Ländern rund um den Erdball nach ihren Erwartungen für 2007. Weil mehr Deutsche als früher die Situation in ihrer Heimat als »ein bisschen besser« einstuften, trägt das Land nicht mehr die rote Laterne als Pessimismus-Weltmeister und rückte immerhin auf Rang 51 vor. Dennoch präge Skepsis nach wie vor die Grundhaltung, betonte Schöppner. Die Begeisterung während der Fußball-WM habe dies nur kurzzeitig überdeckt. Konkret rechnet nur jeder vierte befragte Deutsche für sich mit einem besseren Jahr. Die größte Zuversicht ist nach Schöppners Angaben in China (73 Prozent) festzustellen. Zumindest hat die Angst vor Arbeitslosigkeit in Deutschland abgenommen. Gingen 2004 nur 13 Prozent von sinkenden Zahlen aus, glaubt dies 2006 schon jeder Dritte. Dass ihre Arbeitsplätze sicher sind, denken gleichwohl die allerwenigsten. Emnid stellte eine Diskrepanz zwischen den messbar positiven Wirtschaftsdaten und der skeptischen Gemütsverfassung der Beschäftigten fest. Schöppner: »Der kleine Mann auf der Straße glaubt, dass er nichts vom Aufschwung hat, dass die Gewinne der multinationalen Konzerne nicht zu höheren Löhnen und mehr Sicherheit führen.« Nur 15 Prozent der Deutschen erwarten 2007 eine gute Konjunktur. Die Hälfte der Befragten rechne sogar mit einer Zunahme der Auseinandersetzungen zwischen Arm und Reich, Alt und Jung, Unternehmern und Gewerkschaft. Schöppner fordert die Politiker auf, sich stärker des Themas soziale Gerechtigkeit anzunehmen und die Großkonzerne an ihre Verpflichtung zu erinnern, Ausbildungsplätze und Jobs im Inland zu schaffen und zu sichern. Die Angst vor Krieg und Terror hat in Deutschland zugenommen. Schöppner: »Nur acht Prozent sagen, es wird ein friedfertiges Jahr.«
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