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Fahnder mit Leib und Seele

Hauptkommissar Helmut Kipp jagt seit 40 Jahren die Straftäter


Bielefeld (hz). Er ist 59 Jahre alt, hat 40 Arbeitsjahre bei der Polizei »auf dem Buckel«. Wenn es nach ihm geht, können es durchaus noch einige Dienstjahre mehr werden. Kriminalhauptkommissar Helmut Kipp ist ein Ermittler mit Leib und Seele, arbeitete als verdeckter Drogenfahnder und half bei der Jagd nach Mördern, Totschlägern oder Brandstiftern.
Kommenden Mittwoch feiert er ein bei den Bielefelder Ordnungshütern nicht alltägliches Jubiläum. Zum 40-Jährigen darf Helmut Kipp auch ein bisschen stolz auf sich sein - der Dienstgruppenleiter der Kriminalwache im Polizeipräsidium ist der wohl dienstälteste Beamte seiner Art im ganzen Land NRW.
Obwohl der Hauptkommissar seit vier Jahren nicht mehr im Schichtdienst (Früh/Spät/Nacht) arbeiten müsste, ist der Mann, der als einer der ersten einen Tatort betritt, seit September 1993 der K-Wache treu geblieben: »Ich liebe die Praxis und die Teamarbeit mit den uniformierten Kollegen. Die kann man gar nicht genug loben. Schutzpolizisten haben den gefährlichsten Job. Wenn die rausfahren, wissen die nie, was auf sie zukommt!«
Seit dem 3. Januar 1967 ist Kipp bei den Ordnungshütern dabei. Seit dem Jahr 1971 fahndet der mit der Tochter eines Kripobeamten verheiratete Vater von zwei Söhnen (37 und 17 Jahre alt) in Bielefeld. Bereut hat der Hauptkommissar den Schritt bis heute nicht. Vor allem die 16 Jahre als (verdeckter) Drogenfahnder sind dem Kripomann mit Leib und Seele in guter Erinnerung geblieben.
Jeans mit Schlag und breite Hosenträger für den richtigen Auftritt in der Rauschgiftszene hatte sich Kipp in den 70-er Jahren in Holland besorgt, per Sondererlass des Polizeipräsidenten durfte er sich die Haare bis auf den Rücken wachsen und einen Bart stehen lassen. So gerüstet, ging es unter anderem zur 14-tägigen Ermittlung in eine lippische Wohngemeinschaft. Das polizeiliche Probewohnen am Tatort war erfolgreich: Kiloweise Haschisch, berichtete der Hauptkommissar, sei gefunden worden.
»Das war schon eine bewegte Zeit. Da waren wir Tag und Nacht nicht nur in Bielefeld, sondern quer durch das Bundesgebiet und im Ausland unterwegs. Die Zahnbürste wurde bei Karstadt gekauft, geschlafen bei der Polizei«, blickte Kipp auf seine Einsätze als Rauschgiftfahnder zurück. Und was hat ihn dabei am meisten bewegt? »Dass man 16 Jahre lang miterleben musste, wie junge Drogensüchtige vor meinen Augen zugrunde gegangen sind!«
Noch einmal zurück zu den Dienstjahren des Ermittlers. Kipp, der mit 40 Jahren das Fachabitur nachgeholt und studiert hat, um in den Kommissars-Rang aufzusteigen, würde eigentlich zum 30. Juni 2007 pensioniert. Bei 650 angesammelten Überstunden und 35 Urlaubstagen könnte er bald den Schreibtisch räumen. Doch der Kripomann hat den Antrag gestellt, bis Ende 2007 weiterarbeiten zu können. »Denn das Wichtigste für ein Kriminalitätsopfer ist, dass die Polizei schnell vor Ort erscheint«, bringt Kipp seine Einstellung zum Polizeiberuf auf den Punkt.

Artikel vom 30.12.2006