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91 neue Takte
von Mozart

Klavierstück in Wien uraufgeführt

Salzburg (dpa). Kurz vor dem offiziellen Ende des Mozartjahres 2006 ist am Freitag in Salzburg ein bisher unbekanntes Klavierstück des jungen Wolfgang Amadeus Mozart uraufgeführt worden.

Das 91 Takte umfassende »Allegro di Wolffgango Mozart«, das in einem erst kürzlich von der Salzburger Erzdiözese erworbenen Notenbuch erhalten war, stammt nach Ansicht des Archivars der Erzdiözese, Ernst Hintermaier, »aller Wahrscheinlichkeit nach« aus der Feder des jugendlichen Mozart, der es vermutlich im Alter zwischen sechs und zehn Jahren schrieb. Zusammen mit dem kurzen Allegro wurden zwei weitere von Mozart selbst stammende Klavierbearbeitungen seiner eigenen Violinensonate KV 7 aus dem Notenbuch und aus seinem frühen Londoner Skizzenbuch vorgestellt, die bisher ebenfalls unbekannt waren.
»Wir können zwar noch nicht exakt nachweisen, dass das jetzt gefundene Allegro tatsächlich eine Komposition von Mozart ist, es könnte auch ein von Mozart adaptiertes Volkslied sein. Aber der Bezug zu Mozart ist eindeutig«, meinte der Musikwissenschaftler Christoph Großpietsch von der Internationalen Stiftung Mozarteum am Freitag zu dem zweieinhalb Minuten langen Stück. In den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts, als das Notenbüchlein verfasst wurde, habe es keinen Grund gegeben, »Mozart zu fälschen und sich mit den Federn eines komponierenden Buben zu schmücken«.
Das Allegro und ein Stück mit dem Namen »Aria« gehören zu dem in zwei Teile zerbrochenen Notenbuch, in dem auch mehrere eindeutig Michael und Joseph Haydn zugeordnete Stücke gefunden wurden. Archivar Hintermaier hatte das 110 Seiten umfassende Buch im Sommer für die Diözese erworben. Es wurde nach Hintermaiers Recherchen von zwei zu Mozarts Lebzeiten in Salzburg bekannten Klavierlehrern zusammengestellt.
Das Mozartjahr 2006 hat nach Ansicht des Musikwissenschaftlers Gernot Gruber von der Universität Wien dazu geführt, dass »der junge Mozart endlich für voll genommen wurde«. Das Frühwerk werde neu bewertet: »Die Kompositionen aus seiner Salzburger Zeit und aus der Reisezeit, die lange Zeit abgetan wurden, werden endlich in ihrer ganzen Vielfalt, Tiefe und Ausdrucksfähigkeit wahrgenommen.« Man erkenne, wie ausgesprochen originell schon der ganz junge Mozart komponiert habe.

Artikel vom 30.12.2006