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Nachts durch dunkle Räume geistern

Burgtheater Dringenberg spielt zum Jubiläum »Das Gespenst von Canterville« von Wilde

Dringenberg (wiv). Zum 25-jährigen Jubiläum etwas Besonderes - diesem Anspruch wurde das Burgtheater Dringenberg in beachtlicher Art und Weise gerecht. »Das Gespenst von Canterville« begeisterte die Besucher im Saal Hausmann und reihte sich mit der dargebotenen Laienschauspielkunst nahtlos in Aufführungen der Vorjahre ein.

Gezeigt wurde das Stück in einer Bühnenfassung von Markus Wiegand nach der Novelle von Oscar Wilde (1854 - 1900) aus dem Jahre 1887 mit dem Titel »The Canterville Ghost«. Die Figuren und der dramatische Handlungsort dieser Romanze schreien geradezu nach der Bühne - dessen war man sich bei den Verantwortlichen des Dringenberger Burgtheaters bewusst und wählte das Stück zum Vereinsjubiläum aus.
Dabei gelang es den Darstellern, die schauspielerische Mixtur aus beklemmenden Denk- und Verhaltensweisen des Gespenstes von Canterville (Matthias Sablotny), traditioneller englischer Lebensart und respektlosem Auftreten pubertierender Teenager (Jannik Bernard und Philipp Pape) so eindrucksvoll in Szene zu setzen, dass man als Zuschauer glaubte, Zeitzeuge der Handlung zu sein.
Eine Augenweide war die Bühnengestaltung (Thomas Bernard und Hans Georg), die auch im Detail zu überzeugen wussten.
Zum Inhalt des Stückes: Am Ende steht ein poetisches Happy End, das gegensätzliche Kulturen versöhnt. Doch bis dahin ist es ein beschwerlicher Weg, gespickt mit gespenstischen Einflüssen, Hoffen und Bangen, respektlosem Getue, lustigem Wortwitz bis hin zu erfolgreichem Liebeswerben.
Sir Simon de Canterville schenkt seinem liebesgekränkten Freund Sir Geoffrey de Malvison mehr Glauben als der Treue seiner Frau. In einem Anfall von Eifersucht ersticht er seine Ehefrau Eleonore und ist dafür verdammt worden, nachts durch die Räume zu geistern.
400 Jahre später: Virginia, die Tochter einer im Schloss wohnenden amerikanischen Familie, wird in der Novelle dann zu einer Schlüsselfigur, die eine Prophezeiung in die Tat umsetzt und so Sir Simon erlösen kannÉ
Herausragend ist das Gespenst von Canterville in der Darstellung von Matthias Sablotny. Gestenreiche furchteinflössende Monologe, schaudernd seine Handlungen bis hin zu Mitleid erweckender, beißender und ironischer Selbstkritik zieht er alle Register seines Könnens. Ihren Part zum Aufführungserfolg leisteten auch Kathrin Georg, Stefan Schöttler, Verena Auge, Ruth Auge, Jonas Hoffmeister, Wolfram Georg, Mariana Beller, Silke Krelaus und Nicole Hatscher. Alle agierten mit Einfühlungsvermögen sowie Ausdrucksstärke. Sie gaben der jeweiligen Rolle ihre eigene Persönlichkeit. Hinter der Bühne wirkten weiter mit: Rita Bernard, Wolfgang Heising, Wolfram Georg und Cordula Beller. Regie führten Ingrid Pape und Matthias Sablotny. Bei der Verlosung gewann Bernhardine Pape Eintrittskarten des Burgtheaters für die kommende Spielzeit.
Zur Zeit hat der Verein 62 Mitglieder und hat seit dem Gründungsjahr 57 Aufführungen präsentiert. Angefangen hat alles im Herbst 1981. Elf Jugendliche von 13 und 15 Jahren schlossen sich unter dem Namen »Jugendbühne Dringenberg 1981« zusammen und führten am 20. Dezember 1981 unter der Leitung von Heinz Sablotny den Dreiakter »Dreimal verlobt« auf. Seit 1987 ist aus der Jugendbühne Dringenberg das Burgtheater Dringenberg geworden.
Weitere Aufführungen: Montag, 1. Januar um 17 Uhr, Freitag, 5. und Samstag, 6. Januar, jeweils um 19.30 Uhr.

Artikel vom 30.12.2006