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Augen öffnen für Autoträume

»Esdar Classic Art«: Nina-Maria Esdar macht als Fotografin Karriere

Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Die junge Frau zeigt Gefühle - automobile Gefühle. Filigrane Chromdetails, feine Zeiger großer Armaturen, Wurzelholz, Radspeichen, dazu die aufregenden Proportionen legendärer Schönheiten wie 300 SL und Bentley. Oldtimer sind die Leidenschaft von Nina-Maria Esdar (29): »Das Auto ist die spannendste Materie, die es gibt.« Als Fotografin öffnet sie vielen die Augen für die Faszination von Form und Kontur.

Im Büro an der Hallenstraße fungiert der Schreibtisch gerade als Drehscheibe zwischen Kontinenten und Arbeitsbereichen. »Die Zollpapiere müssen dringend erledigt und Gutachten eingeholt werden«, berichtet Nina-Maria Esdar. Es geht um den Import von bereits gekauften Wagen aus Südamerika, um Versicherungsfragen und Formalitäten. Im Büro des elterlichen Oldtimer-Betriebes von Marianne und Karl-Heinz Esdar übernimmt die Tochter seit 2001 vielfältige Aufgaben. Sie ist jung an Jahren, aber reich an automobilem Erfahrungen. Beneidet von den meisten Autofans dieser Welt, gehört sie zu den wenigen Auserwählten, die fast alle historischen Traumwagen selbst pilotiert haben. Ganz nebenbei ist sie der großen Kunden- und Fangemeinde ihres Vaters, der seit mehr als 30 Jahren zu einem der renommiertesten Restauratoren geworden ist, eine kompetente Gesprächspartnerin.
Derzeit allerdings macht Nina-Maria Esdar als Fotografin Karriere. Wenn man tagtäglich die engen emotionalen Bindungen erlebt, die Menschen an ihre Autoraritäten fesseln, und wenn man ganz nebenbei seit der Jugend fotografiert, kommt man zwangsläufig auf die entsprechenden Verbindungen. »Ein Blick auf die Fotos macht jeden noch so trüben Bürotag zu einem Gewinn und bringt mich nahe an mein Auto, auch wenn es abgehängt in der Garage schlummert.« Ein glücklicher Kunde hat ihr die Zeilen geschrieben. Er hat verstanden, was die Künstlerin sagen möchte, was sie mit ihrer Digitalkamera umsetzen will.
Was einmal mit Fotos für die Verkaufsspalte der Firmen-Homepage von Esdar-Classic-Cars begann, hat sich längst zu einer eigenständigen Erfolgsgeschichte entwickelt. Seit diesem Jahr ist sie selbst Unternehmerin, freut sich Nina-Maria Esdar. Esdar-Classic-Art heißt ihre Firma, natürlich. Sie ist das Ergebnis ihrer fotografischen Biographie, die sogar über detailgetreue Acrylbilder führte und stetig an Perfektion gewinnt.
Aufgezogen auf Schaumstoff, reproduziert auf feinste Leinwand, montiert als schwebende Collage - den Flügeltüren des 300er Mercedes gleich - Nina-Maria Esdar erfüllt außer Kundenwünschen ganz nebenbei ihre eigene große Leidenschaft: »Aus der Faszination der Details das Gesamtkunstwerk in Blech und Chrom erklären und es dem Betrachter eröffnen.« Neugierig und aufgeschlossen ist die junge Frau, engagiert und lernwillig. Neben Büro und Studio gibt es deshalb regelmäßig »Schulaufgaben« aus Hamburg. Quasi im Fernstudium eignet sich die Bielefelderin gerade das fotohandwerkliche Basiswissen an.
Und gegen Stress hat Nina-Maria Esdar, die schon als Kind so selbstverständlich von den Eltern zu Oldtimer-Rallyes mitgenommen wurde wie ihre Klassenkameraden zu Onkel und Tante, ein beneidenswertes Geheimrezept: »Dann nehme ich meine Fototasche, einen Oldtimer aus Vaters Werkstatt und eine Stunde Zeit. Reizvolle Landschaft gibt es in Bielefeld als Hintergrund schließlich überall.« Wer die glückliche Hand der Jungunternehmerin in Sachen Innendekoration erleben möchte, kann auch ganz einfach in der Werkstatt vorbei- und die Deko anschauen. Den erforderlichen Ehrgeiz hat sie schließlich von Papa geerbt, gesteht Nina-Maria Esdar augenzwinkernd: »Der lässt als begnadeter Mechaniker auch nicht locker.«

Artikel vom 30.12.2006