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Eine Sauna-Idee macht
international Karriere

Silvester startet die neue »Tour de Ski« in München

München(dpa). In der Sauna geboren, aber keine heiße Luft: Die am Sonntag beginnende Tour de Ski der Langläufer ist eine der revolutionärsten Ideen, die der Weltverband FIS in die Tat umsetzt.

Ursprünglich war ein Etappenrennen in drei Ländern mit fünf Austragungsorten geplant, das innerhalb von zehn Tagen acht Wettbewerbe umfasst und am Ende die tatsächlich vielseitigsten Langläufer als Sieger hervorbringen soll. Der Prolog und ein Rennen im tschechische Nove Mesto mussten wegen Schneemangels allerdings gestrichen werden, so dass nun noch sechs Abschnitte an acht Tagen in zwei Ländern übrig geblieben sind.
Im August 2003 saßen FIS-Langlauf-Race-Direktor Jürg Capol und der ehemalige Weltklasseläufer Vegaard Ulvang in der Sauna des Norwegers zusammen und sprachen über Capols Gedanken, der auf der Suche nach einem Wettkampf war, bei dem Sprinter und Distanzläufer gegeneinander antreten und beide gleiche Chancen auf den Sieg haben. »Wir waren in der Sauna gedanklich sehr kreativ und nach etwa zwei Stunden war die Idee geboren«, erzählt Capol, einst selbst Weltcup-Starter für die Schweiz.
Nach erster Skepsis schafften es die Erfinder, Sportler, Trainer und Funktionäre auf ihre Seite zu bringen. Gute Argumente waren auch die Preise. So dürfen sich die Gesamtsieger bei Frauen und Männern neben 400 Weltcup-Punkten auch über 70 640 Euro freuen. Insgesamt werden 470 900 Euro ausgeschüttet.
Für Sportler ist die Tour eine athletische Herausforderung, für Organisatoren eine logistische. Die größte Schwierigkeit, den Tross innerhalb eines Nachmittags über 470 Kilometer von Nove Mesto nach München zu verlegen, blieb diesmal noch allen erspart. In der bayerischen Landeshauptstadt findet nach der Absage der Rennen in Nove Mesto nun an Silvester der Auftakt mit den Sprints statt. Nach dem Wechsel nach Oberstdorf werden im Allgäu zwei Etappen ausgetragen. Dann setzt die Tour nach Italien um. In Asiago wird noch mal gesprintet, ehe auf der WM-Strecke von 2003 die vorletzte Etappe gelaufen wird.
Entschieden wird das Rennen mit einem Verfolgungslauf auf den Alpe Cermis. Wer nach dem 3,5 Kilometer langen Schlussanstieg mit einer durchschnittlichen Steigung zwischen 12 und 14 Prozent als Erster durchs Ziel läuft, hat gewonnen.
Die Athleten sehen die Strapazen relativ gelassen. »Das ist das i-Tüpfelchen«, sagt Tobias Angerer (Vachendorf), der zu den Favoriten gehört. Neben ihm sind die Norweger Tor Arne Hetland und Jens Arne Svartedal sowie deren Landsmann, Weltcup-Spitzenreiter Eldar Rönning, und Axel Teichmann (Bad Lobenstein) besonders hoch einzuschätzen.
Bei den Frauen es wohl auf einen Dreikampf zwischen Marit Björgen (Norwegen), Katerina Neumannova (Tschechien) und der Weltcup-Führenden Virpi Kuitunen (Finnland) hinaus. Außenseiterchancen hat auch Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl).

Artikel vom 29.12.2006