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Der Generalschlüssel für fast alle Probleme heißt Bildung

Gesundheit, Ernährung, Job: Wer den Kindern hilft, unterstützt ihr Land

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). Bildung gilt in Afrika als Generalschlüssel zur Lösung fast aller Probleme: Schule fördert Gesundheit, Job, Chancen, Glück.
Berufsausbildung ganz handfest: Wer etwas lernt, hat eine Chance, besonders in Afrika.
Auch in Malawi, einem kleinen, von Kriegen verschonten und dennoch bitterarmen Land in Südostafrika, führt der Weg über die Schule in eine bessere Zukunft.
Die Familien, und wenn sie noch so arm sind, setzen alles daran, ihren Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Das geht nur, wenn daheim intakte Verhältnisse herrschen und wenn auf die Arbeitskraft der Kinder verzichtet werden kann. Außerdem: In Afrika zahlen Eltern Schulgeld. Schuluniform und Bücher kosten gleichfalls Geld, das die Familien nur schwer aufbringen können.
Eine Dürre, eine Krankheit und schon entstehen Lücken auf den Schulbänken. Die Lehrer wüssten sehr genau um die Probleme bei den Schülern daheim, berichtet Jürgen Pothmann, der im Dezember noch für World Vision in Malawi war. Die Hilfsorganisation vermittelt gerade in gefährdete Familien Patenschaften, um sie zu stabilisieren. Dramatisch wird's, wenn Vater, Mutter oder gar beide schwer erkranken, zum Beispiel an Aids, Malaria oder der in Afrika weit verbreiteten Tuberkulose.
Auswege aus Armut und Hilflosigkeit weist das Programm »Kleinkredit mit Ausbildung«, das World Vision als Partner der WESTFALEN-BLATT-Weihnachtsaktion, in der Region Karonga aufgelegt hat. 2000 Familien sollen im äußersten Norden von Malawi auf eigene Beine gestellt werden. In Karonga ist fast jeder Haushalt direkt oder indirekt von Aids betroffen. Nach UN-Angaben sind 17 Prozent der Bevölkerung infiziert, Tendenz steigend. Innerhalb der Gruppe der neu Infizierten sind 46 Prozent im »produktiven« Alter zwischen 15 und 49 Jahren, mehr als die Hälfte sind Frauen.
Wenn gerade die stärkste Gruppe der Bevölkerung durch Krankheit wegbricht, hat das für eine Gesellschaft dramatische Folgen: Die Wirtschaft, landwirtschaftliche Produktion, Ernährung, Erziehung und Versorgung von Kindern und Alten werden empfindlich getroffen. Pothmann: »Aids gefährdet, weil es vor allem die jungen Erwachsenen betrifft, die Ergebnisse jahrzehntelanger Entwicklung in afrikanischen Ländern.«
Das Projekt FITSE, in das die Spenden aus Bielefeld fließen, verknüpft Kreditvergabe sinnvoll mit Aids-Aufklärung. Peter Maffay, der auch schon für World Vision vor Ort war, sagt: »Man muss die Menschen stark machen, denn sie wollen sich selbst helfen können.«

Artikel vom 30.12.2006