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Der Preis ist heiß, die Zeit knapp

Bielefelder bunkern Heizöl vor Erhöhung der Mehrwertsteuer


Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). »Zwischen den Jahren ist unserer Branche von Ruhe und Entspannung keine Spur«, berichtet Bettina Franke-Heibrock. Heizöl ist heißbegehrt vor Neujahr, Kunden stehen vielfach Schlange. In ihrem Büro am Wellbach disponiert Bettina Franke-Heibrock die Touren der beiden Tankwagen. Und die gehen bis in den Abend, und ganz bestimmt auch am Samstag bis zum Nachmittag.
Die Gründe für die riesige Nachfrage liegen auf der Hand: Gegenüber dem Sommer 2006 ist der Preis pro Liter um zehn Cent gesunken, bei hundert Litern damit um 10 Euro.
Die aktuellen 47,5 Cent netto pro Liter sind enorm günstig, unterstreichen die Heizöl-Händler. Das dicke Ende folgt im Januar - in Form von 19 Prozent Mehrwertsteuer. Kleiner Vorgeschmack: Die Preisvergleichsplattform esyoil hat bereits mit 19 Prozent ausgewiesen. Da werden aus netto 44,6 kurzerhand 53,17 Cent. Franke-Heibrock: »Bei einer 3000-Liter-Lieferung macht die Steuererhöhung gut 30 Euro aus.«
Dabei lässt ohnehin nur ein Teil der Bielefelder seine Tanks vor der Steuererhöhung wirklich randvoll befüllen, um die lästigen Steuern zu sparen. Immer häufiger werden nur noch 1000 Liter, manchmal sogar nur noch 500 pro Lieferung geordert. Ursula Kurlmann von der Firma Pollklesener: »In manchem Haushalt ist das Budget sehr eng geworden.« Den Großteil der auf Steuerersparnis ausgerichteten Kunden hat Pollklesener bereits beliefert. Und für manchen Haushalt, weiß die Disponentin, wäre eine »Sparbetankung« vor Silvester einfach nicht drin, weil das Geld nicht da ist.
Für die ersten Wochen des neuen Jahres rechnet man in der Heizölbranche mit deutlich verhaltenem Geschäft. Größtenteils werde wohl nur bei tatsächlichen Versorgungslücken aufgefüllt. Zwar erwarten viele Händler im Januar auf dem Ölmarkt weiter nachgebende Preise. Festlegen möchte sich allerdings niemand.
Fest steht allerdings, dass Fahrer Heiko Nebel bei Heibrock an Silvester bis zum Nachmittag auf Tour sein wird. Bettina Franke-Heibrock: »Dann müssen wir abbrechen. Immerhin muss im Büro auch noch der Jahresabschluss gemacht werden.«

Artikel vom 29.12.2006