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Bluttat am Obersee: Keine
Spur vom fünften Täter

Die Verhafteten gehören zu einem Jesidenclan


Bielefeld (hz). Sechs Tage nach der Bluttat vom Obersee gibt es keine heiße Spur vom fünften flüchtigen Täter. Das hat Staatsanwalt Christoph Mackel auf Anfrage bestätigt. Mackel ermittelt mit der zehnköpfigen Mordkommission »Obersee« der Kripo nach dem Tod des Türken Umut O.
Der 23-Jährige war, wie berichtet, am Abend des 21. Dezember auf dem Parkplatz am Viadukt an der Talbrückenstraße von drei Frauen und zwei Männern angegriffen und niedergestochen worden. Umut O. erlag wenige Stunden später im Städtischen Klinikum Mitte seinen Verletzungen.
»Wir sind entsetzt. Das war ein kaltblütiger Mord«, erklärten Verwandte des Erstochenen. Umut O. sei ein sport- und musikbegeisterter junger Mann gewesen, der in seiner türkischen Heimat eine Karriere als Sänger angestrebt habe. Vorwürfe der verhafteten vier Tatverdächtigen, Umut O. soll Frauen nachgestellt haben, wiesen die trauernden Angehörigen zurück. Der Leichnam des 23-Jährigen soll heute von Hannover aus in die Türkei überführt und morgen bestattet werden. Fast die ganze Familie werde mitfliegen, um dem Toten das letzte Geleit zu geben.
Entsetzen über die Bluttat herrschte ebenfalls bei den Nachbarn in Brake. »Er war ein ganz netter, lieber Kerl«, berichtete Hausfrau Hannelore M. (50), die Tür an Tür mit Umut O. gewohnt hatte. Das Verbrechensopfer habe sich eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit einem Freund geteilt und bei seinem Onkel gearbeitet. Zum Gedenken an den Erstochenen haben die Nachbarn eine Kerze im Treppenhaus aufgestellt.
Staatsanwalt Mackel bestätigte, dass die verhaftete Mutter (43) und ihre beiden Töchter (17/30), die Umut O. erstochen haben sollen, weil er Frauen der Familie nachgestellt haben soll, zu einem hiesigen Jesidenclan gehören. Diese kurdische Volksgruppe, die in Bielefeld eine ihrer deutschen Hochburgen hat, fällt nicht zum ersten Mal mit Gewalttaten auf. Im August 2002 hatte ein anderer Clan einen Blutrache-Mord am TÜV an der Böttcherstraße verübt.

Artikel vom 28.12.2006