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Erdgas-Streit mit Gazprom-Konzern eskaliert

Weißrussland droht indirekt mit einer Unterbrechung der Gaslieferungen in den Westen


Moskau/Berlin (dpa). Der Erdgas-Streit zwischen dem russischen Gazprom-Konzern und Weißrussland eskaliert. Weißrussland drohte gestern indirekt damit, Gaslieferungen nach Westeuropa zu unterbrechen. Gazprom-Chef Alexej Miller kündigte an, der Konzern werde Weißrussland am 1. Januar den Gashahn abdrehen, sollte bis dahin kein neuer Vertrag mit höheren Preisen abgeschlossen sein. Deutsche Kunden müssen sich nach Darstellung des Versorgers Wingas - an dem auch Gazprom beteiligt ist - jedoch keine Sorgen machen. Durch Pipelines in Weißrussland strömen 29 Prozent der russischen Gasexporte in den Westen. Die Bundesregierung rief den russischen Staatskonzern zur Mäßigung auf.
Gazprom-Chef Miller sagte, der Konflikt mit Weißrussland könne auch in Europa zu Lieferschwierigkeiten führen. Der Gasriese habe seine Kunden bereits informiert. Sein Sprecher warnte, Minsk könnte für den Eigenbedarf einen Teil des für Westeuropa bestimmten Gases aus den Transitpipelines abzweigen.
Anfang 2006 hatte Russland der Ukraine vorübergehend das Gas abgedreht, nachdem das Nachbarland massive Preiserhöhungen abgelehnt hatte. Weil die Ukraine auf Transitgas zurückgriff, kam in Westeuropa vorübergehend weniger Gas an, für die Verbraucher bemerkbar war es jedoch nicht.
Der weißrussische Vize-Energieminister Eduard Towpenez sagte in Minsk, russische Transitlieferungen durch Pipelines in Weißrussland seien ohne einen entsprechenden Vertrag rechtswidrig. Das Transitabkommen zwischen Minsk und Gazprom läuft zum Jahresende ebenso aus wie der Vertrag, der den Gaspreis für Weißrussland festlegt.

Artikel vom 28.12.2006