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Lippe Logistik vor dem Aus

Arbeitnehmer fühlen sich »betrogen«

von Björn Kaps
Lemgo(WB). Zwei Tage vor Weihnachten hat das Lemgoer Transportunternehmen Lippe Logistik Insolvenz angemeldet. Die 177 Mitarbeiter erfuhren die Nachricht erst gestern Morgen aus dem Radio.

Die Lippe Logistik, die ihr Geld hauptsächlich mit Transporten für den Möbelhersteller Schieder Möbel verdient, ist eine Tochterfirma der ebenfalls in Lemgo ansässigen LOG Beteiligungs GmbH, die wiederum zum Luxemburger Logistikkonzern Thiel Logistic gehört.
Die LOG GmbH macht die schlechte Ertragssituation der Lippe Logistik für die Insolvenz verantwortlich. »In den vergangenen Jahren hat die Lippe Logistik trotz erheblicher finanzieller Unterstützung große Verluste zu verzeichen gehabt,« sagte der Geschäftsführer der LOG Beteiligungs GmbH, Jürgen Frank. Da auch für das nächste Jahr mit »deutlichen Verlusten« zu rechnen gewesen sei, wären die Gesellschafter nicht zu einer weiteren Finanzierung bereit gewesen, ergänzte er.
Empörung und Fassungslosigkeit herrscht auf der Arbeitnehmerseite: »Wir fühlen uns von der Geschäftsleitung betrogen«, schimpfte Betriebsratsmitglied Harald Ellhoff gestern im Gespräch mit dieser Zeitung. Ganz überraschend sei der Insolvenzantrag für ihn jedoch nicht gewesen. Bereits am Freitag sei der Betriebsrat misstrauisch geworden, als 32 Sicherheitkräfte zum Schutz des Betriebsgeländes engagiert worden seien. Der Geschäftsführer habe jedoch erklärt, dass das Sicherheitspersonal zum Schutz vor einem angedrohten Brandanschlag angefordert worden sei, sagte Ellhoff.
Der Betriebsrat bezweifelt zudem, dass die Firma aufgrund schlechter Umsätze aufgeben muss. »Seit Monaten haben wir volle Auftragsbücher. In den vergangenen Wochen wurden sogar 15 Leiharbeiter eingestellt« sagte Ellhoff. Der Betriebsrat vermutet, dass die Insolvenz Teil einer Strategie sei, um die Lohnkosten zu senken. Durch die Insolvenz sollten die Mitarbeiter zu weiterem Lohnverzicht gezwungen werden, sagte Ellhoff.
Bis Ende Februar wird die Arbeit bei der Lippe Logistik auf jeden Fall weitergehen. Das schreibt das Insolvenzrecht vor. Bis dahin soll mit Hilfe des vorläufigen Insolvenzverwalters ein Sozialplan erarbeitet worden sein, der es ermögliche, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten.

Artikel vom 28.12.2006