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Kritiker und
Befürworter
in Europa

Länder-Stimmen

Mit der Einführung des Euro vor fünf Jahren waren auch viele unserer europäischen Nachbarn nicht einverstanden.
NIEDERLANDE: Die Niederländer sind in ihrer Haltung zum Euro gespalten: Eine Umfrage im Sommer ergab, dass die Hälfte von ihnen den Gulden zurückwünscht. Das war etwas mehr als kurz nach der Euro-Einführung. Größter Kritikpunkt: Der Euro habe alles teurer gemacht. Entsprechend sehnen sich vor allem Menschen mit kleinen Einkommen nach dem Gulden zurück.

FRANKREICH: Die Franzosen haben sich zwar an den Euro gewöhnt, aber sie mögen ihn nicht. »Euro« steht für politisch unkontrollierte Macht unsozial denkender Bankiers im fernen Frankfurt, für schwindende Wettbewerbskraft, für Exportbehinderung über unfaire Wechselkurse. Auf den Kassenzetteln werden immer noch die Endbeträge in beiden Währungen ausgewiesen. 52 Prozent halten den Euro für eine »schlechte Sache«.

Italien: Auch die meisten Italiener sehen den Euro als »Teuro«. Meint eine Römerin: »Früher kostete eine einfache Pizza 6000 Lire, das waren damals sechs Mark, heute mindestens sechs Euro«. Außerdem sind die Italiener keine »wertvollen« Münzen gewöhnt: »Man neigt dazu, zu viel Trinkgeld zu geben«, klagt ein älterer Römer.

GRIECHENLAND: Wegen des »komischen« Umtauschkurses (1 Euro = 340,75 Drachmen) fiel es zunächst fast allen Griechen schwer einzuschätzen, ob etwas »teuer« oder »billig« ist. So wurden die Verkaufspreise von Grundstücken, Wohnungen oder Häusern bis vor ein oder zwei Jahren in Drachmen angegeben, damit der Käufer den Preis »verstehen« kann. Mittlerweile sind die Drachmenpreise völlig verschwunden.

FINNLAND: Die Finnin Jaana Lepistö muss auf die Frage nach Problemen mit dem Euro lange nachdenken: »Es hat nie welche gegeben«, lautet die Antwort auf einer Einkaufsstraße in Helsinki. Auch bei der Nationalbank fällt niemandem etwas ein. Sogar das zähe Gerücht von Preissteigerungen bei der Einführung sei inzwischen amtlich entkräftet, sagt eine Banksprecherin. »Bleibt nur, dass viele Finnen Preise nach wie vor im Kopf in die gute alte Finnmark umrechnen.«

BELGIEN: Belgien gehört zu den ausdrücklichen Befürwortern der Euro-Währung. Dem belgischen Franc hat hier keiner richtig nachgetrauert, obwohl die meisten Menschen bei Großanschaffungen wie Häusern immer noch in der alten Währung rechnen. Die Zustimmung zur neuen Währung sank allerdings von 68 Prozent (2002) auf 58 Prozent (2006), liegt aber noch weiter über dem Schnitt der Euro-Zone (48 Prozent/2006).

Artikel vom 28.12.2006