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Heiße Arien und Duette
am kalten Winterabend

»Sterne der Arena di Verona« in der Oetkerhalle

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). »Da Capo!«, heißt es alle Jahre wieder, wenn die »Sterne der Arena di Verona« zur großen Operngala in die Oetkerhalle einladen und kalte Winterabende mit heißen Arien und Duetten erwärmen. Das Publikum nimmt die Einladung gerne an, auch wenn es längst nicht mehr so zahlreich strömt wie noch vor Jahren.

Verständlich, ist das Angebot an einschlägigen Veranstaltungen doch gestiegen und lässt sich römische Amphitheater-Atmosphäre doch nicht mal eben so auf ein Konzerthaus übertragen, selbst wenn die Solisten in ihren besten Jahren allesamt in der Arena di Verona, dem größten Open-Air-Opernhaus der Welt, Erfolge in den großen Rollen der klassischen italienischen Oper feierten.
Zugpferd des großen Tournee-Theaters ist seit Jahr und Tag der Tenor Michele Tiziano. Nachdem er in den großen Puccini- und Verdi-Opern mitwirkte, konzentriert er sich nunmehr darauf, altgediente Sänger und Sängerinnen für seine Tourneen zu gewinnen.
Ein treuer Begleiter ist ihm dabei stets der Tenor Aldo Filistad. Über die Jahre hat sein volles Haupthaar von dunkelbraun zu schneeweiß gewechselt. Unverändert groß ist hingegen die sympathische Ausstrahlung und Bühnenpräsenz des Sängers, der noch immer den Haudegen Rigoletto mit unnachahmlicher Hingabe und Schelmerei gibt und damit stimmliche Lackschäden charmant überspielt. Man erlebte ihn im Laufe des Abends noch mehrfach in Bravourrollen, staunte und war berührt.
Michele Tiziano ist noch immer ein stimmkräftiger, stattlicher Belcanto. Wenn er seine Lungen vollbläst, wölbt sich die stolze Brust, dass es auch optisch ordentlich was her macht. Und natürlich lässt der lyrische Schmelz dieses Titanen einen nicht kalt.
So jagte ein Schauer den nächsten, egal ob Franco de Grandis, Stefania Francia, Maria Dragoni, Giancarlo Pasquetto oder Paola Romano sich anschickten, das Bellini-Credo »Die Oper muss zu Tränen rühren«, zu erfüllen.
Als verlässlicher, einfühlsamer Partner fungierte an diesem Abend das Orchester »Le Quattro Stagioni« unter der Leitung von Maestro Warcislaw Kune. Nomen est omen: So bunt und abwechslungsreich wie die Pizza, so wechselvoll wie der Jahreszyklus traf man sämtliche gewünschte Stimmungen auf den Punkt. Das war dem Publikum reichhaltigen Applaus wert.

Artikel vom 28.12.2006