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An der Universität war es brandheiß

Streit um Studiengebühren eskaliert: Erst gab es Protest, dann Anschläge


Erst gab es Streit um die Studiengebühren, dann folgten Rektoratsbesetzung, Portestcamp, Schlüsselraub, Brand- und Kotanschläge - und schließlich ermittelten die Fahnder vom polizeilichen Staatsschutz mit einer Sonderkommission: Hinter Studenten und Mitarbeitern der Universität liegt ein im Wortsinne heißes Jahr. Hier ein Rückblick auf die ganzen Ereignisse.
Heimlich, still und leise hatten sich am ersten Märzwochenende die Rektoratsbesetzer aus den Diensträumen von Rektor Dieter Timmermann zurückgezogen. Zum Schluss ihrer vierwöchigen Aktion narrten die Besetzer tagelang die Öffentlichkeit und ließen alle im Glauben, dass das Rektorat weiter fest in ihrer Hand sei. Tatsächlich waren sie zu nächtlicher Stunde längst abgezogen.
Das folgende Protestcamp gegen Studiengebühren in der Unihalle erregte dann trotz prominenter Unterstützung von Konstantin Wecker erneut Missfallen. Und zwar das der Berufsfeuerwehr, die Anfang April aus brandtechnischen Gründen rechtzeitig vor Semesterbeginn Zelte, Stellwände, Mobiliar und andere Utensilien weggeräumt sehen wollte. Sogar die größte Studentenfete, die »Westend«-Party, war deshalb gefährdet, doch das Protestcamp wurde rechtzeitig aufgelöst.
Ab dem 12. Juli dann eskalierte die Lage. Bei der entscheidenden Senatssitzung zur Einführung von Studiengebühren wurde einem Wachmann von Protestlern der Uni-Generalschlüssel entrissen; 500 Türschlösser sicherheitsrelevanter Bereiche mussten ausgetauscht werden. Trotzdem folgten wiederholt Brandanschläge, unter anderem in Toiletten und in der Bibliothek; das Büro eines Professors wurde mit Kot beschmiert. Ganz trauriger Höhepunkt war am 11. August der nächtliche Brandanschlag auf den Privatwagen von Unirektor Dieter Timmermann.
Trotz 6000 Euro Belohnung von Uni und Staatsanwaltschaft, einer ermittelnden Sonderkommission des Staatsschutzes, mehrerer Hausdurchsuchungen und anderer polizeilicher Maßnahmen ist bis heute keiner dieser Taten aufgeklärt. Seit dem Spätsommer ist es ruhig, die Sonderkommission wurde mittlerweile aufgelöst.

Artikel vom 30.12.2006