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Ab zum Stall - die ersten Lämmer sind da

500 Muttertiere der Coburger Schafherde haben im Senner Schillingshof Quartier bezogen

Von Annemargret Ohlig
und Markus Poch (Fotos)
Senne (WB). In der Weihnachtsgeschichte - das war jetzt gerade wieder zu hören - erscheint der Engel den Hirten auf dem Felde, die dort ihre Schafe hüten, um ihnen die »große Freude, die allem Volk widerfahren wird«, zu verkünden. Wäre der Engel heute, zwei Jahrtausende später, ins Ostwestfälische gekommen, dann hätte er die Schäfer wohl kaum auf dem Felde angetroffen.

Andreas Eisenbarth jedenfalls nicht. Denn für den 47-Jährigen und die etwa 500 Mutterschafe aus der insgesamt 1 200 Tiere großen Herde der Schäferei der Forstverwaltung Bethel lautete schon vor einigen Tagen die Devise: »Ab in den Stall!« Der Grund für den »Umzug ins Winterlager« auf dem Schillingshof in Senne sind etliche braune Wollknäuel -Êauf vier dünnen Beinen.
»Auch wenn es in diesem Teil der Herde erst nach Silvester mit dem Ablammen richtig losgeht - die ersten Lämmer kamen schon in den vergangenen Tagen zur Welt«, erklärt der Schäfer. Gemeinsam mit Schäfergeselle Sascha Wagner ist Eisenbarth verantwortlich für die größte Herde Coburger Fuchsschafe, die es in Deutschland gibt.
Die Tiere ziehen seit Jahren als »Landschaftspfleger« durch den Bielefelder Süden. Ziel ist die Erhaltung und Entwicklung von Lebensräumen der alten Kulturlandschaft Senne mit Zwergstrauch-Heiden, Sandmagerrasen, offenen Sandstellen und kleinen Gehölzgruppen.
Als sich jetzt allerdings der erste Nachwuchs bei den tierisch guten »Rasenmähern« einstellte, wurde umgehend der Stall bezogen. »Hier sind die Tiere vor Wind und Regen oder Schnee geschützt, und der Nachwuchs kann nach fünfmonatiger Tragezeit in Ruhe auf trockenem Untergrund in kleinen Ablammboxen geboren werden. »Dort bleiben die Tiere dann zwei bis drei Tage, wodurch sich auch die Mutter-Kind-Bindung festigt«, erklärt Schäfer Eisenbarth.
Anschließend kommen die Schafe in große Laufställe, die jeweils separat für Mütter mit Einlingen und solche mit Zwillingen oder Drillingen eingeteilt sind. »Das wird gemacht, weil Muttertiere mit mehr als einem Lamm gehaltvolleres Futter brauchen«, erklärt der 47-Jährige.
Während die beiden Schäfer im Winterstall auf dem Schillingshof alle Hände voll zu tun haben mit Füttern, Säubern, Sortieren und Beobachten des Nachwuchses und der trächtigen Tiere, tummeln sich zwei weitere Herden, zu denen auch etwa 200 Rhön- und die vom Aussterben bedrohten Bentheimer Schafe gehören, noch auf Rapsflächen oder Wiesen.
»Solange es keine hohen Minusgrade gibt, ist das kein Problem«, erklärt Andreas Eisenbarth. Denn diese Schafe werden voraussichtlich erst kurz vor Ostern ablammen. Gleichwohl stehen die Herden ganz in der Nähe des zweiten großen Schafstalls am Landschaftspflegehof Ramsbrock in Ummeln, um zügig in ihr Winterquartier wechseln zu können.
Schäfer Andreas Eisenbarth ist stolz auf seine Vierbeiner und deren Nachwuchs und erklärt interessierten kleinen und großen Menschen gern mehr über seine Arbeit. Allerdings werden Besuche von Schulklassen, Kindergärten oder Gruppen im Schafstall nur über Ester Hermann von der Biologischen Station Senne organisiert. Sie ist montags und dienstags unter Tel. 0 52 57 / 94 09 05 oder per E-Mail zu erreichen:
ester.hermann@biostation-senne.de

Artikel vom 28.12.2006