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WDR 4: Die alte Garde tritt ab

Neue Moderatoren-Riege soll jüngeres Publikum vors Radio locken

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Weil die alte Garde abtritt, müssen die Hörer von WDR 4 vom kommenden Jahr an auf vertraute Stimmen wie Ulla Norden und Wolfgang Sauer verzichten.
Ulla Norden moderierte die Sendung »Gut aufgelegt«.
Der Hörfunksender erreicht montags bis freitags durchschnittlich 2,64 Millionen Menschen und spielt bis auf wenige Ausnahmen deutschsprachige Unterhaltungsmusik. Nun baut er sein Programm um und gibt jüngeren Moderatoren eine Chance. »Einige bei uns, wie Petra Pascal mit 73 Jahren, haben ein Lebensalter erreicht, in dem man sie in den Ruhestand gehen und diesen genießen lassen sollte«, sagte die Chefin des Senders, Rena Pieper, gestern dieser Zeitung. Neben Wolfgang Sauer (»Wiederhören macht Freude«), Ulla Norden (»Gut aufgelegt«) und Petra Pascal (»Café Carlton«) werden auch Rolf Roepke (»Was darf es sein?«) und Charly Wagner (»Swing und Balladen«) nicht mehr zu hören sein.
Gerüchten, wonach die langjährigen Moderatoren nicht ganz freiwillig ihren Platz am Mikrofon räumen, widersprach Pieper: »Wir scheuchen niemanden weg. So scheidet Ulla Norden beispielsweise auf eigenen Wunsch aus.« Obwohl schon 78 Jahre alt, bleibt Chris Howland auch 2007 den Zuhörern erhalten. Weil er ein »unverwechselbares Radio-Klima ausstrahlt«, sagt Pieper, wird Mr. Pumpernickel seine »Spielereien mit Schallplatten« unter der modernen Abkürzung »SmS« fortsetzen.
Zu den jüngeren Hoffnungsträgern bei WDR 4 zählt die ehemalige Schlagersängerin Isabel Varell (45), die vom 7. Januar an immer sonntags zwischen 15.05 und 17 Uhr auf den »Schlager Boulevard« einlädt. Die Hörerschaft von WDR 4 ist in der Regel zwischen 50 und 65 Jahren alt. Künftig wolle der Sender jüngere Menschen »um die 45« ansprechen, sagte Rena Pieper. Damit soll zudem der Rückgang bei den Zuhörern gestoppt werden: Schalteten 2004 täglich noch 20,4 Prozent der Menschen in NRW ein, sind es 2006 nur noch 19 Prozent. Vor allem am Wochenende werde WDR 4 weniger gehört als früher, berichtete Pieper.
Mit der prompten Erfüllung von Musikwünschen will sie am Sonntag gegensteuern. Das Wunschkonzert heißt künftig »à la Carte« und wird vom 7. Januar an von 12 bis 15 Uhr ausgestrahlt. Die Hörer müssen keine Postkarte mehr schicken, sondern die Hotline 0800/5678444 anrufen - und dann wird direkt in der Sendung der Lieblingstitel gespielt. Der WDR wünscht seinen neuen Sendungen »Beatcafé« (jeden zweiten Mittwoch von 20.05 bis 21 Uhr) und »Bands und mehr« (mittwochs von 21.05 bis 22 Uhr) viele Hörer. Ihnen soll so der Abschied von vertrauten Stimmen leicht fallen.

Artikel vom 28.12.2006