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Depot-Optimierung senkt das Anlegerrisiko

Frank Golüke setzt auf Nobelpreisträger Markowitz

Von Bernhard Hertlein
Brakel (WB). Die Aktie hatte ihren Ruf durch den Crash nach dem Jahr 2000 mächtig ruiniert. In den vergangenen vier Jahren hat sie sich aber wieder rehabilitiert. »Wer langfristig eine Rendite von jährlich acht bis zehn Prozent anstrebt, kommt kaum an der Aktie vorbei«, erklärt Frank Golüke, Prokurist der Volksbank Bad Driburg-Brakel-Steinheim.

»Das höhere Risiko muss allerdings durch die geschickte Kombination mit anderen Anlageformen, etwa Renten, ausgeglichen werden.« Die Lösung des Anlageexperten dafür heißt »Depot-Optimierung«. Golüke setzt dabei auf Erkenntnisse, die Harry M. Markowitz schon vor gut 50 Jahren in seiner Dissertation entwickelt hat. Viel später, im Jahr 1990, ist seine Portfolio-Theorie mit dem Wirtschafts-Nobelpreis ausgezeichnet worden.
Einer der Kernsätze von Markowitz: Die Risikokennziffer eines Depots, das zu 100 Prozent aus festverzinslichen Wertpapieren besteht, wird durch die Beimischung von risikoreicheren Aktien nicht etwa höher, sondern sie sinkt durch die Wahl der richtigen Aktienquote. Gleichzeitig gelingt es, die Ertragserwartungen des so optimierten Depots zu erhöhen. Dabei kommt es natürlich sehr auf die Auswahl des risikoreicheren Wertpapieres an. Konkret reagiert etwa ein Chemiewert ganz anders auf fundamentale äußere Einflüsse wie Schwankungen des Ölpreises als zum Beispiel ein Einzelhandelskonzern.
Der Rest von Markowitz' »Mittelwert-Varianz-Analyse« ist Mathematik - komplizierte Mathematik, weil zahlreiche Variablen zueinander in Beziehung gesetzt werden müssen. Mit Hilfe von Computern werden nicht nur Aktien zu Aktien, sondern auch Aktien zu Renten und jede andere Anlageform in Beziehung gesetzt.
Die Ermittlung der Variablen -Êalso die Einschätzung, wie sich die ein oder andere Anlageform entwickeln wird, ist Sache des Fachmanns. Höheres Risiko, höhere Chance: Diese Regel gilt Golüke zufolge nur für das Einzelpapier. Ein Depot lasse sich besser optimieren. Letztlich verschenkten die Deutschen bares Geld durch ihre im Vergleich zu den USA Êviel geringere Aktienquote (23,7 statt 45,1 Prozent am Gesamtvermögen).
Die Deutschen seien alles andere als Zocker. 42 Prozent bewerteten eine Anlageform schon als riskant, wenn auch nur im Entfernten die Möglichkeit eines Verlusts bestehe. Jeder vierte Anleger sei bereits zufrieden, wenn er seine Anlage zu 100 Prozent zurückbekommt. »Gerade konservative Anleger sollten ihre Vermögenspositionen von Zeit zu Zeit überprüfen und einem Depotcheck unterziehen«, rät Golüke. Dabei sollte es nicht um mehr Rendite oder mehr Sicherheit gehen, sondern um beides zusammen.

Artikel vom 30.12.2006