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Wackelig auf den Beinen

Erdheimkehrer Thomas Reiter und die Schwerkraft

Houston (dpa). Der deutsche Astronaut Thomas Reiter hat nach 171 Tagen Aufenthalt im All das Weihnachtsfest mit seiner Familie verbracht.
Sitzt momentan lieber: Astronaut Thomas Reiter. Foto: dpa

Der 48-Jährige, seine Frau und die beiden Söhne kamen in seiner Wohnung im NASA-Zentrum in Houston (Texas) zusammen, nachdem Reiter am späten Freitagabend um 23.32 Uhr in Cape Canaveral (Florida) gelandet war. Die fünfeinhalb Monate auf der Internationalen Raumstation ISS sind für ihn »wahnsinnig schnell vorbeigegangen«, sagte er am Samstagmorgen, nur wenige Stunden nach der Landung mit der Raumfähre »Discovery«.
Die ersten Stunden nach der Rückkehr plagten Reiter noch Anpassungsschwierigkeiten wie wackelige Beine und Schwindelgefühl. »Wenn man ein halbes Jahr in der Schwerelosigkeit verbracht hat, dann ist die Rückkehr zur Schwerkraft überwältigend. Wenn man aufstehen muss, dann fällt das unglaublich schwer. Die ersten Stunden sind kein Vergnügen. Alles dreht sich, wenn man den Kopf ein bisschen bewegt. Aber nach einer Nacht geht es einem schon viel besser.« Sein erstes Frühstück auf der Erde hat der 48-Jährige dann als »Gaumenschmaus« genossen: »Spiegeleier mit Schinken, Tomaten, Kaffee und Orangensaft. Ich muss sagen, da habe ich richtig drauf gewartet.«
Seit dem 6. Juli war der Astronaut der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA auf der Internationalen Raumstation ISS. 20 Experimente führte er dort durch und bereitete das Andocken des europäischen Weltraumlabors »Columbus« vor, das von der »Discovery« im Oktober 2007 zur ISS geflogen werden soll.
Mitte Januar wird Reiter nach Deutschland zurückkehren und auch hier noch mit der Aufarbeitung der Mission beschäftigt sein. Erst im März will er dann mit der Familie in Urlaub gehen. Obwohl er inklusive seines früheren Einsatzes fast ein Jahr im All verbracht hat, überkommt ihn schon wieder Wehmut. Es wäre schön, wenn es noch einmal mit einem Flug klappen würde, sagt er.

Artikel vom 27.12.2006