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Alles schön brav auf blitzblank gebürstet

Konzerte der Klassischen Philharmonie NordWest


Bielefeld (uj). So ganz schlau wird man aus der Sache nicht: Ursprünglich angekündigt war für zwei Konzerte am ersten Weihnachtstag das Philharmonische Kammerorchester Berlin. Vorstellig wurde in der Oetkerhalle indes die Klassische Philharmonie NordWest, ein Kammerorchester, das sich aus Musikern des Landkreises Diepholz sowie der Freien Hansestadt Bremen und ihres Umlandes zusammensetzt.
Daraus auch wiederum nur ein Dutzend Streicher sowie ein Cembalist und damit eine Truppe, die den Einsatz eines Dirigenten, hier Ulrich Semrau, eigentlich überflüssig gemacht hätte: In dieser Besetzungsstärke einigen sich Profis noch via Augenkontakt und einen tonangebenden Konzertmeister über die Formen der musikalischen Ausführung. Aber bitte.
Geschadet hat Semraus Mitwirkung nicht, obgleich sein Dirigat auch nicht sonderlich profilgebend war. Brav alles auf blitzblank gebürstet, so wie es sich gehört, wenn festlich gestimmte Menschen das Fest der Feste mit dem Besuch eines klassischen Konzerts krönen möchten.
Von Antonio Vivaldis »Vier Jahreszeiten« blieb somit wenig mehr als idyllische Genremalerei übrig. Kein Erzittern und Erbeben, nicht der leiseste Anflug eines barocken Affettos, keine schwüle Hitze oder klirrende Kälte, dafür eitel Sonnenschein in lupenreiner Intonation und damit ein Klangbild, in das sich Mikhail Krutik an der Primgeige nahtlos einfügte.
Sauber und gefällig bewältigte das Ensemble auch das folgende Potpourri aus beliebten Stücken des klassischen Repertoires: Arcangelo Corellis »Weihnachtskonzert«, das »Air« aus Bachs Orchestersuite Nr. 3, den ersten Satz aus Tschaikowskys »Souvenir de Florence«, um dann zum Ende des Mozartjahres vom Programm abzuweichen und ein Divertimento des Geburtstagsjubelkindes zum Besten zu geben. Dies auf ausdrücklichen Wunsch des Philharmonischen Kammerorchesters Berlin, das als Veranstalter auf den Plan trat und die Konfusion perfekt machte. - Als Zugabe noch die Pizzicato-Polka von Johann Strauß und gut war's.

Artikel vom 27.12.2006