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Nachbar Hans-Joachim M. stellt vor der Wohnungstür des Erstochenen eine Kerze zum Gedenken auf.

Bluttat am Obersee: Mutter
und zwei Töchter verhaftet

23-Jähriger musste sterben, weil er Frauen nachstellte

Bielefeld (hz). Die Bluttat vom Obersee scheint aufgeklärt. Bereits am vergangenen Freitag hat die zehnköpfige Mordkommission der Bielefelder Kripo vier Tatverdächtige festgenommen. Gegen drei Frauen - eine Mutter und ihre Töchter - sowie einen irakischen Freund dieser Familie sind am 23. Dezember Haftbefehle erlassen worden.

Den Töchtern wird vorgeworfen, vergangenen Donnerstag gegen 21.25 Uhr auf dem Obersee-Parkplatz an der Talbrückenstraße direkt neben dem Viadukt dem in Brake wohnenden Türken Umut O. (23) Messerstiche in Brust und Bauch zugefügt zu haben. Das 23-jährige Opfer war, wie berichtet, lebensgefährlich verletzt neben seinem schwarzen 3-er BMW gefunden worden, nachdem zwei Spaziergänger eine Schlägerei beobachtet und den Rettungsdienst der Feuerwehr alarmiert hatten.
Umut O. war am 22. Dezember gegen 2 Uhr trotz Notoperation im Städtischen Klinikum Mitte verstorben. Laut Obduktionsbericht ist er innerlich verblutet.
Wie der ermittelnde Staatsanwalt Christoph Mackel bestätigte, sitzen die 43-jährige Türkin Suade S., ihre Töchter Samire (30) und Zeynab (17) sowie der 20-jährige Iraker Safin N. seit dem vergangenen Wochenende im Gefängnis. Bei den drei Frauen soll es sich um Mitglieder einer kurdischstämmigen Familie handeln, die wie der Iraker in Bielefeld wohnen würden. Ein fünfter Mittäter sei flüchtig. »Dieser Mann ist uns zur Zeit völlig unbekannt«, sagte Mackel.
Während der Iraker Safin N. und die Kurdin Zeynab S. Geständnisse abgelegt hätten, soll Samire S. ein erstes Geständnis widerrufen haben. Ihre Mutter Suade S. leugne, am Tatort gewesen zu sein, fügte Mackel hinzu.
So soll Umut O. am Obersee in eine Falle gelockt worden sein, weil er Frauen der Kurdenfamilie nachgestellt habe. Die Täter hätten dem 23-Jährigen erst nur eine Abreibung verpassen wollen, die dann eskaliert sei, sagte Mackel. Demnach war Umut O. zunächst mit Zeynab S. in seinem BMW zum See gefahren. Die vier Komplizen folgten in einem silberfarbenen Golf und fielen dann mit Zeynab S. über den Türken her.
Bevor die Schwestern zustachen, wurde der 23-Jährige mit einer Eisenstange angegriffen, geschlagen und getreten. Außerdem soll Safin N. aus seiner Gaspistole geschossen haben. Diese wurde in der Wohnung des Irakers gefunden. Auch stellten Polizisten am Freitag in Tatortnähe am Obersee ein Messer sicher. Ob es sich um die Tatwaffe der Schwestern handelt, steht noch nicht fest.

Artikel vom 27.12.2006