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Anziehende Konjunktur - erstklassiger Fußball


Wird das sanierte Theater ein Erfolg, Herr Heicks?
Michael Heicks, Intendant des Theaters Bielefeld, antwortete: Die neue Bühnentechnik möge funktionieren, das neue Haus ein Besuchermagnet werden, das viele Bürger anlockt. Seinem Team und ihm sollten »viele unterschiedliche Theatermomente gelingen: berührende, anregende, erheiternde . . .«
Fast richtig: Das frisch sanierte Haus wird in der Tat ein Besuchermagnet. Allein 25 000 kommen zum Tag der offenen Tür. Auch die erste Premiere, Mozarts »Hochzeit des Figaro«, wird vom Publikum gefeiert. Nur die computergesteuerte Bühnentechnik funktioniert anfangs nicht reibungslos.

Kommt die Konjunktur in Fahrt, Herr Niehoff?
Thomas Niehoff, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen, sagte für das Jahr 2006 einen »leichten Konjunkturaufschwung« voraus, sprach von vorgezogenen Effekten, bedingt durch die Mehrwertsteuererhöhung 2007. Außerdem sah Niehoff einzelne »positive Firmenkonjunkturen«.
Leicht untertrieben: »Die Konjunktur in Ostwestfalen brummt«, meldet die IHK im Herbst. Der Konjunkturklimaindex, der im Herbst 2005 noch bei 110 Punkten lag, ist auf den Wert 130 gestiegen. Auch der in Bielefeld traditionell starke Maschinenbau profitiert von der überaus positiven Entwicklung.

Laufen Ihnen weiterhin die Gläubigen davon, Frau Burg?
Regine Burg, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Bielefeld, war überzeugt: Die Zahl der Kirchenaustritte werde zurückgehen. »Wir bieten den Menschen Orientierung«, lautete ihr Argument. Sie sagte aber auch eine schwierige finanzielle Entwicklung vorher. Weitere Einschnitte seien nicht zu vermeiden.
Leider recht behalten: Die Zusammenlegung von Gemeinden ist auch im Jahr 2006 ein beherrschendes Thema. Einzelnen Gemeinden beschert sie sogar schmerzhafte Auseinandersetzungen, wie der Streit um die Zukunft der Paul-Gerhardt-Kirche bis heute zeigt. Ein Lichtblick: Die Kirchensteuereinnahmen steigen konjunkturbedingt wieder.


Wie teuer werden Strom und Gas, Herr Rieke?
Friedhelm Rieke, Geschäftsführer der Bielefelder Stadtwerke, versprach für 2006 stabile Gas- und Fernwärmepreise bis 31. März und ein Jahr lang stabile Strompreise. Auch Trinkwasser sollte nicht teurer werden. Rieke verwies auf die Risikofaktoren, die Einflüsse der Weltenergiemärkte, denen auch die Stadtwerke unterworfen seien.
Wort gehalten: Die Stadtwerke haben Wort gehalten. Die Gaspreise blieben sogar bis zum 1. Oktober stabil. Dann mussten die Tarife um sieben Prozent erhöht werden. Die Mehrwertsteuererhöhung sorgt 2007 allerdings für steigende Preise. Für Strom ist zusätzlich eine Tariferhöhung beantragt. Wasser wird ebenfalls teurer.



Erheben Sie Studiengebühren, Frau Rennen-Allhoff?
Prof. Dr. Renate Rennen-Allhoff, Rektorin der Fachhochschule Bielefeld, sagte voraus, dass wohl die meisten nordrhein-westfälischen Hochschulen im Jahr 2006 Studiengebühren von 500 Euro pro Semester einführen würden. »Ein Verzicht würde angesichts der Unterfinanzierung der Hochschulen die Wettbewerbsfähigkeit schwächen.«
Erwartungsgemäß: Fachhochschule wie auch Universität Bielefeld haben im Jahr 2006 Studiengebühren von jeweils 500 Euro pro Semester eingeführt. Während dies an der FH ohne viel Aufhebens geschieht, geht dem endgültigen Einführungsbeschluss an der Uni eine wochenlange Rektoratsbesetzung voraus.


Bleibt die Arminia erstklassig, Herr Schwick?
Hans-Hermann Schwick, Präsident des DSC Arminia Bielefeld, war sich sicher, dass die Arminia am Ende der Saison 2005/2006 »mindestens drei Mannschaften hinter sich lassen« würde. Seine Prognose: Durch die ausgebaute Osttribüne könne die Schüco-Arena zu einem richtigen Hexenkessel werden.
Höhenflug: Die Arminia ist erstklassig geblieben, erreicht locker das Ziel. Dass sie zur Jahreswende 2006/07 sogar auf Platz 8 in der ersten Liga überwintern würde, hätte wohl selbst ihr Präsident kaum zu hoffen gewagt. Der Stadionausbau lässt noch auf sich warten, aber eine Einigung mit den Anwohnern ist nun in Sicht.


Sinkt die Zahl der Arbeitslosen, Herr Glück?
Dr. Peter Glück, Leiter der Agentur für Arbeit Bielefeld, sagte einen »nachhaltigen Rückgang« der Arbeitslosenzahl für das Jahr 2006 vorher. Am Ende des Jahres könne die Arbeitslosenquote in der Stadt bei etwa zwölf Prozent liegen. Zum Zeitpunkt der Vorhersage, Ende 2005, waren in Bielefeld noch 22 000 Menschen (Quote: 13,6 Prozent) ohne Job.
Punktlandung: Dem Chef der Arbeitsagentur ist nahezu eine Punktlandung geglückt. Anfang Dezember 2006 sind in Bielefeld 19 369 Menschen arbeitslos gemeldet. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 11,8 Prozent. Unter den Männern und Frauen ohne Job befinden sich 14 020 Hartz-IV-Empfänger.


Ist ein Ende der Finanzkrise in Sicht, Herr David?
Oberbürgermeister Eberhard David hatte vorhergesagt, dass die Krise der öffentlichen Haushalte anhalten werde. Die Bielefelder Verwaltung werde aber hart dafür arbeiten, die Hoheit über die eigenen Finanzen zurückzugewinnen. Mit der Gießkanne könne schon lange kein Geld mehr verteilt werden.
Teilerfolg: Seit dem Sommer ist Bielefeld wieder Herr seiner eigenen Finanzen: Die Bezirksregierung genehmigte das Haushaltssicherungskonzept. Ein wichtiger Teilerfolg, wie David betont. Denn bis 2010 wird die Stadt ihren Dispo-Kredit um 330 Millionen Euro überzogen haben. Das Sparen geht also weiter.

Artikel vom 30.12.2006