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Tanken sieben Cent teurer

Mehrwertsteuer treibt Preis hoch - Fahrgemeinschaften im Trend

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Für Autofahrer fängt das neue Jahr schlecht an. Die auf 19 Prozent kletternde Mehrwertsteuer und die gesetzlich vorgeschriebene Beimischung von Biosprit schrauben die Kraftstoffpreise um bis zu sieben Cent je Liter nach oben.
Der Griff zur Zapfsäule wird im nächsten Jahr kostspielig.

Allein die Mehrwertsteuererhöhung werde zu einer Verteuerung um »drei bis vier Cent« führen, kündigte gestern der Deutschland-Chef des französischen Mineralölkonzerns TotalFina, Michel Mallet, an. Der ADAC sieht im Staat und im Gewinnstreben der Konzerne die Hauptschuldigen für die Entwicklung. »Knapp drei Viertel des Preises an der Zapfsäule geht an Finanzminister Steinbrück«, kritisierte Ralf Collatz vom ADAC OWL (300 000 Mitglieder) den Staat als »größten Preistreiber«. Obwohl er bei Mineralöl- und Mehrwertsteuer kräftig zulange (zusammen 75 Cent pro Liter), seien viele Straßen in »einem maroden Zustand«.
Der ADAC erwartet einen Preissprung von fünf bis sechs Cent zum neuen Jahr. Die Verteuerung durch die zwangsweise Beimischung von Biokraftstoff zu Benzin und Diesel nannte Collatz »skandalös«. Wenn schon auf Druck von oben Bioanteile in die fossilen Kraftstoffe integriert werden, dann »bitte kostenneutral«.
Die Spritpreise sind in den zurückliegenden 50 Jahren drastisch gestiegen: 1950 kostete ein Liter Normalbenzin durchschnittlich 56,3 Pfennig, 2006 wurden im Spitzenmonat Juli 135,6 Cent fällig. In derselben Zeit kletterten die Preise für Super von 63,3 Pfennig auf 137,6 Cent und für Diesel von 33,8 Pfennig auf 115,1 Cent.
Fahrgemeinschaften sind im Kommen. »Im nächsten Jahr werden sie auch deshalb noch interessanter, weil die ersten 20 Kilometer zur Arbeitsstätte nicht mehr steuerlich abgesetzt werden können«, sagte Rolf Mecke dieser Zeitung. Er leitet in Rheine das Koordinationsbüro für den Bürgerservice »Pendlernetz NRW«. Inzwischen seien 176 Städte und Gemeinden mit zehn Millionen Menschen an das Pendlernetz angeschlossen. Per Internet (www.nrw.pendlernetz.de) und Telefon können sie kostenlos Mitfahrgelegenheiten suchen. Im März kamen die Kreise Gütersloh und Lippe sowie die Stadt Bielefeld hinzu. Seitdem habe sich die Zahl der Fahrgemeinschaften in Bielefeld »nahezu verdreifacht«, berichtete Mecke gestern. Täglich verlassen etwa 22 000 Pendler die Großstadt, 43 000 fahren zur Arbeit dorthin. Weil bereits 19 Prozent der Wege in Deutschland in Fahrgemeinschaften zurückgelegt werden, ist Zusammenfahren der Verkehrsträger mit dem stärksten Zuwachs. S. 4: Kommentar

Artikel vom 28.12.2006