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Aufzug-Defekt
lässt Nachbarn
kreativ werden

»Fahrstuhl-Dienst« an der Elbeallee

Von Stefanie Westing
und Markus Poch (Fotos)
Sennestadt (WB). Schöne Bescherung: Pünktlich vor den Feiertagen hat der Aufzug des zehnstöckigen Hochhauses an der Elbeallee 168 seinen Geist aufgegeben. Die Bewohner rücken dem Problem mit viel Kreativität und nachbarschaftlichem Engagement zu Leibe.

Auf Initiative der Eigentümer-Beirätin Lieselotte Kirchmann und in Absprache mit Jürgen Clemens, Inhaber der Clemens Hausverwaltungen KG, wurde ein »Fahrstuhl-Dienst« eingerichtet. Nur noch vier Mal am Tag - jeweils von 8.30 bis 9 Uhr, 12.30 bis 13 Uhr, 15.30 bis 16 Uhr und 20.30 bis 21 Uhr - darf der Aufzug benutzt werden. Ist er länger im Einsatz, drohen Überhitzung und die Gefahr, steckenzubleiben. Dieses Schicksal ereilte am Dienstag bereits ein älteres Ehepaar, das erst nach einer ganzen Weile befreit werden konnte.
Die »Aufzug-Wächter« Lieselotte Kirchmann, Peter Gruber, Bernd Röhrig, Andreas Kolk, Edward Wieand und Wolfgang Weitkamp sorgen im Wechsel dafür, dass der Fahrstuhl jeweils pünktlich in Gang gesetzt und nach 30 Minuten wieder abgeschaltet wird. »Aus Sicherheitsgründen müssen wir immer zu zweit ans Werk: Einer hält die Tür des Aufzuges auf, während der andere den Schalter umlegt. So gehen wir sicher, dass der Fahrstuhl nicht während der Fahrt stoppt«, erklärt Andreas Kolk. Er selbst hat derzeit Urlaub und kann sich an der nachbarschaftlichen Aktion beteiligen. Neben den »Wächtern« sind weitere Bewohner des Hochhauses mit 160 Treppenstufen engagiert: Eine Nachbarin hat vorgeschlagen, auf jedem zweiten Treppenabsatz einen Stuhl zu platzieren, damit die älteren Anwohner beim Treppensteigen verschnaufen können. In dem Haus leben etwa 100 Menschen, davon auch einige Senioren oder von Krankheit Betroffene. Diejenigen, die nicht mehr so mobil sind, müssen ihren Tagesablauf nun nach den Fahrstuhl-Zeiten richten.
Voraussichtlich bis Anfang Januar müssen sich die Bewohner behelfen. Denn nach Angaben von Jürgen Clemens ist es leider nicht möglich, einen Austausch- oder Ersatzmotor für die fast 35 Jahre alte defekte Maschine zu beschaffen. »Einen ähnlichen Motor hat der Aufzugbauer Otis nicht auf Lager«, sagte Clemens dem WESTFALEN-BLATT. Die Reparatur soll laut Wolfgang Bonschenk, technischer Meister bei Otis, am kommenden Mittwoch beginnen: »Es wird danach etwa eine Woche dauern, bis das Problem vollständig behoben ist.«

Artikel vom 23.12.2006