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Helfende Hände lassen es weihnachten

Die katholische Herz-Jesu-Gemeinde feiert das letzte Christfest vor der Kirchenrenovierung

Von Peter Monke (Text)
und Markus Poch (Fotos)
Brackwede (WB). Der Duft einer frisch geschlagenen Nordmanntanne erfüllt bereits die Herz-Jesu-Kirche - doch noch liegt der sieben Meter hohe Baum quer im Altarraum. Sechs kräftige Männer braucht es, um einen der größten Weihnachtsbäume der katholischen Gemeinde aufzurichten. Eine von vielen Arbeiten, bei denen im Vorfeld der Festtage helfende Hände am Werk sind.

Küster Hans-Jürgen Neudecker ist froh, dass in diesem Jahr das Wetter beim Aufstellen des Weihnachtsbaumes mitgespielt hat. »Beim letzten Mal saßen die Zweige der Tanne voller Schnee, der in der Kirche natürlich geschmolzen ist. Fast 60 Liter Wasser durfte ich damals im Altarraum aufwischen.« Diesmal muss die Spitze der Tanne vor dem Aufrichten lediglich mit einigen Strohsternen und der ersten Lichterkette versehen werden, denn: »Wenn der Baum erst steht, komme ich da oben selbst mit unserer höchsten Leiter nicht mehr heran.«
Es ist ein eingespieltes Team, dass sich in der Herz-Jesu-Gemeinde um das Aufstellen des Baumes kümmert: Zu ihm gehören gleich drei Mitgliedern der Familie Neudecker - Küster Hans-Jürgen, dessen Vater Hubert und Sohn Patrick - sowie Walter Katzer, Karl-Heinz Eikmeier und Adolf Schulz, die das Jahr über sonst als Sargträger bei Beerdigungen helfen.
Ihr Hauptwerkzeug sind vier Holzlatten - alle etwa drei Meter lang - von denen jeweils zwei an den Enden durch eine Schlaufe aus Hanfschnur locker miteinander verbunden sind. In diese Schlaufen wird der Stamm der Tanne gelegt, der Baum anschließend mit vereinten Kräften über die Latten in die senkrechte Position gedrückt. Ein in der Kirchenwand verankertes Sicherungsseil ist zusätzlich um den Sieben-Meter-Riesen gebunden - um ihm Halt zu geben, wenn er beim Aufrichten abrutschen sollte.
Nur eine knappe Minute dauert der eigentliche Kraftakt. Zwei Hängeleuchten im Altarraum haben sich beim Hochwuchten in den Zweigen verfangen, und etwas Schlagseite hat die Tanne zunächst auch, doch mit der richtigen Justierung des Christbaumständers lässt sich dies schnell ausgleichen. Beim restlichen Schmücken des Weihnachtsbaumes einen Tag später verstärkt Maria Neudecker das Team der Küster-Familie. Neben Strohsternen und Lichterketten gilt ihr Augenmerk vor allem der Krippe, die seit fast 70 Jahren zu Weihnachten die Kirche schmückt. Liebevoll arrangiert Maria Neudecker die Figuren und polstert den von Dirk Rietmüller und Jörg Eilers zusammengezimmerten Stall mit Zweigen, Moos und Stroh aus.
Endgültig fertig gestellt, verleiht der Christbaum der Kirche nicht nur den nötigen weihnachtlichen Glanz, er verdeckt auch Teile der Wand, an der aufgrund eines Kondenswasserschadens der Heizungsanlage der Putz ein wenig bröckelt. Im kommenden Jahr wird dies vielleicht schon nicht mehr nötig sein, denn mit den lange geplanten Renovierungsarbeiten (das WESTFALEN-BLATT berichtete exklusiv) kann aller Voraussicht nach schon bald begonnen werden: »Die mündliche Genehmigung des Erzbistums Paderborn liegt vor, derzeit laufen die Ausschreibungen«, sagt Pfarrer Günter Faust. Läuft alles glatt, kann Ende Februar der Startschuss zur Renovierung fallen.
Geplant ist dann, den bisher genutzten Schornstein, durch den das Kondenswasser der Heizung ins Mauerwerk sickern konnte, stillzulegen und einen neuen Kaminschacht in die Sakristei zu führen. Der bröckelnde Putz - von einigen Gemeindemitgliedern liebevoll als »Freskenmalerei« bezeichnet - kommt von der Wand, die vor dem neuen Verputzen zunächst komplett durchtrocknen soll. »Das kann bis zu anderthalb Jahre dauern«, sagt Faust.
Zukunftsmusik. Zunächst steht für den Pfarrer die Weihnachtsvorbereitung an erster Stelle, und dazu gehört nicht nur das Ausarbeiten von Predigttexten für die verschiedenen Weihnachtsmessen: Bereits seit dem ersten Advent läuft in der Gemeinde auf Anregung von Faust erstmals eine »Herbergssuche«. Ein Korb mit Stoffpuppen in Gestalt von Maria, Josef und dem Esel sowie Liedtexten, einer Kerze und einer Adventsgeschichte wandert täglich in eine andere Familie. »Dann brauchen sich die Menschen nur noch eine Tasse zu Tee kochen, um sich gemütlich auf Weihnachten einstimmen zu können.«
Krankenbesuche und Krankenkommunion sind weitere Aufgaben, die kurz vor dem Fest viel Zeit des Pfarrers beanspruchen. Außerdem müssen verstärkt Angebote zur Beichte eingerichtet werden. Am meisten freut sich Faust im Vorfeld natürlich auf die Messen - Heiligabend mit Krippenspiel (siehe Text unten) - und die bestens gefüllten Kirchen: »Egal, ob in Herz-Jesu oder St. Michael -Ê erfahrungsgemäß werden einige Kirchgänger über Weihnachten wieder schauen müssen, dass sie überhaupt noch einen Stehplatz bekommen.«

Artikel vom 23.12.2006