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Glaube, Geschenke und Gänsebraten

Die Bielefelder erleben ein ruhiges Weihnachtsfest

Von Michael Schläger
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Es war eigentlich wie alle Jahre wieder: Die Bielefelder verlebten ein weitestgehend ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest.

Wer sich allerdings am Samstag noch einmal auf den Weg in die Stadt gemacht hatte, der bekam ein Gefühl davon, wie es wohl vor mehr als 2000 Jahren in Bethlehem, der Geburtsstadt Christi, zugegangen sein muss, wohin die Menschen von überall her zur Volkszählung gekommen waren. Auch in der Bielefelder City war es Samstag noch einmal »rappelvoll«. Zwar hatte der Handel schon vor dem Wochenende eine positive Bilanz des Weihnachtsgeschäfts gezogen, doch setzten die Kunden dem mit ihrem Kaufverhalten noch ein »I-Tüpfelchen« auf.
Der heilige Abend an einem Sonntag - das nahm diesem Tag zumindest die morgendliche Hektik, die ihn normalerweise auszeichnet. Zwar hatten auch in Bielefeld einzelne Geschäfte geöffnet, Bäckereien zum Beispiel, doch kamen dorthin die Menschen meist nur noch, um Bestelltes abzuholen oder sich ein paar frische Festtagsbrötchen zu gönnen.
Für Kinder, die es kaum noch erwarten konnten, hatte sich »Seekrug«-Wirt Christian Schulz ein Programm ausgedacht, das die Wartezeit bis zur Bescherung verkürzen sollte. Auch Harry D. Taube, der »singende Weihnachtsbaum«, wartete am Obersee mit den Kleinen gemeinsam aufs Christkind - und überraschte sie mit seinen zuweilen etwas ungewöhnlichen Weihnachtsliedern.
Für viele jüngere Leute gehört längst zum Fest, sich nach der Bescherung mit Freunden in den Kneipen zu treffen. Dort wurde fröhlich weitergefeiert, so wie es auch in England oder Amerika guter Weihnachtsbrauch ist.
Bei all dem Trubel und dem Festtagsstress - bei den meisten kam auch die eigentliche Botschaft dieser Festtage nicht zu kurz. Sie strömten in den Gotteshäuser, wo in Krippenspielen und Predigten an die Geburt des Heilands erinnert wurde. »Christus ist nicht oben geblieben, sondern ist heruntergekommen in die menschliche Existenz«, sagte Alfred Buß, Präses der evangelischen Kirche von Westfalen, in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag in der Neustädter Marienkirche.
Christus komme in eine Welt, in der es oben und unten gebe, drinnen und draußen, dazugehören und nicht dazugehören. In ihm würden Wahrheit, Liebe, Licht und Leben gegenwärtig, so Buß.
An den beiden Weihnachtstagen lag noch ein bisschen mehr Ruhe über Bielefeld als an gewöhnlichen Sonn- und Feiertagen. Das Fest vermag es, das Großstadtgetriebe herunterzufahren. Unterm Weihnachtsbaum, mit Gästen, Gans und Geschenken, genossen die Bielefelder eine »fröhliche, selige, gnadenbringende Weihnachtszeit.«

Artikel vom 27.12.2006