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Auf dem Rückgrat der Welt

Bednarz, Pleitgen und Ruge unterwegs in den Rocky Mountains

ARD, 21.45 Uhr: Sie sind so etwas wie die drei Tenöre der Reisereportage: Gerd Ruge, Fritz Pleitgen und Klaus Bednarz.

Bis Neujahr bescheren sie dem Fernsehpublikum im Trio atemberaubende Bilder und fesselnde Geschichten aus den Rocky Mountains: »Die Rockies« heißt der Dreiteiler, der heute, morgen und am 1. Januar (jeweils 21.45 Uhr) »hinreißende Landschaften, charaktervolle Menschen und eine reiche Tierwelt« präsentiert - so jedenfalls schwärmt WDR-Intendant Fritz Pleitgen. Vom hohen Norden bis zur mexikanischen Grenze im Süden teilten sie sich das riesige Gebirge.
Die drei altgedienten Gipfelstürmer reisten, jeder für sich, zu Lande, zu Wasser und in der Luft - dort vor allem per Hubschrauber. Nicht nur wegen der phantastischen Bilder der schneebedeckten Berge: Die großen Entfernungen und die Unzugänglichkeit mancher Gegenden ließen keine Wahl. Zugleich aber wird deutlich: Wenn jeder so reisen wollte, würde genau das die majestätischen Berge, das Rückgrat der Welt, wie manche Indianer sagen, bedrohen. »Die Natur wirkt gewaltig, aber wird sie stark genug sein gegen den Menschen?«, fragt Pleitgen gleich zu Anfang seines Films.
Und damit löst sich auch das scheinbare Paradox auf: Umweltprobleme zu thematisieren, aber selbst per Hubschrauber und Geländewagen zu reisen, ist kein Widerspruch. Korrespondenten sind stellvertretend für die Zuschauer unterwegs. Ruge, Pleitgen und Bednarz waren in den Rockies, damit nicht jeder selbst dahin muss, der etwas über die 5000-Kilometer-Bergkette und die Tiere und Menschen dort erfahren will.
Die jeweilige Handschrift von Ruge, Pleitgen und Bednarz ist derweil klar zu erkennen, die Sprache unterscheidet sich im Bild wie im Text. Es sind Autorenfilme im eigentlichen Sinn. Bednarz, der nach eigener Aussage ab 20 Grad minus aufblüht, begleitete Eskimos und Fallensteller in Eis und Schnee. Pleitgen nimmt sich den mittleren Teil der Rockies vor und präsentiert unter anderem einen Indianer aus Deutschland. Und Ruge findet schließlich auf einem Wochenmarkt »Leute, die ganz seltsam sind, die sich selbst aber für ganz normal halten.«

Artikel vom 27.12.2006