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Reggae im Regenwald
Im karibischen Inselstaat St. Kitts & Nevis lässt es sich gut entspannen
King Socrates lehnt entspannt am Steuer seines Kleinbusses und lenkt ihn durch das verschlafen wirkende Basseterre. Am Sonntag sind in der Hauptstadt des karibischen Inselstaates St. Kitts & Nevis die Bürgersteige hochgeklappt.
Gut gefüllt sind hingegen die Kirchen, wo aus tiefem Herzen und mit lauter Stimme Gott gehuldigt wird. King Socrates lässt jedoch kein Halleluja erklingen, sondern singt inbrünstig »Come To Me«. Calypso mit einem Schuss Reggae. Musik und Stimme kommen zwar aus dem CD-Player, doch wenn der König von Basseterre live mitsingt, wird schnell klar: Er ist der musikalischste Taxifahrer der Karibik. Urplötzlich zieht er seine CD aus dem Gerät und legt einen weiteren Silberling ein. »Ich spreche ja kein Deutsch und nicht jeder Gast versteht mein karibisches Englisch. So habe ich die Erklärungen von einem deutschen Sprecher aufnehmen lassen.«
Und so erfährt man, dass auf St. Kitts Kinder unter 16 und Senioren über 60 Jahren vom kostenlosen Gesundheitssystem profitieren, sich am Stadtrand von Basseterre die renommierteste tiermedizinische Hochschule der Karibik befindet und man für eine allzu deftige Wortwahl eine Woche im Inselknast verbringen muss.
Soweit hat St. Kitts & Nevis also ganz unverkennbare eigene Merkmale. Der Einfluss der britischen und französischen Kolonialzeit spiegelt sich in der Hauptstadt jedoch deutlich wider, besonders am Unabhängigkeitsplatz.
St. Kitts, offiziell St. Christopher, gehört zu den nördlichen Leeward-Inseln der Karibik. Die Inselmitte besteht aus drei zerklüfteten Vulkangruppen, die durch tiefe Schluchten voneinander getrennt sind. Der Regenwald der zentralen Bergkette geht in höheren Lagen in dichtes Buschwerk über. Der Krater des Mount Liamuiga, dessen nördliche Ausläufer in Zuckerrohrplantagen und Wiesen übergehen, liegt in 1200 Meter Höhe. Die landwirtschaftlich ungenutzten, flachen Hügel sind mit dichten tropischen Wäldern und exotischen Früchten bewachsen.
Im Südwesten der Insel erstreckt sich eine flache Halbinsel mit ausgezeichneten Stränden nach Nevis. In der Nähe der Hauptstadt sollte man sich genügend Zeit für die Erkundung der Brimstone-Hill-Festung lassen. Sie ist in der Liste des Weltkulturerbes verzeichnet, was einmal mehr beweist, dass diese Eintragungen mittlerweile inflationär vergeben werden.
Als 1690 mit ihrem Bau begonnen wurde, war St. Kitts bereits ein reger Umschlagplatz für Sklaven. Bereits 1623 hatten die Briten in Old Road Village ihre erste karibische Kolonie gegründet. Brimstone Hill wurde von Sklaven in britischem Auftrag befestigt, denn auch die Franzosen erhoben Anspruch auf die Insel. Solche Händel wurden seinerzeit mit Kanonen ausgetragen. Einig waren sich beide Nationen allerdings 1626, als sie gemeinsam am »Bloody Point« 3000 indianische Ureinwohner dahinmetzelten.
Sehenswert auf St. Kitts ist weiterhin das Gelände der Caribelle-Batikfabrik, es sollte in keinem Besichtigungsprogramm fehlen. Hübsche karibische Architektur und ein sehenswerter tropischer Park begeistern auch jene, die wenig Interesse an den dort feilgebotenen Textilien haben.
Ferner gibt es auch eine restaurierte Zuckerrohrbahn, die mit acht Meilen pro Stunde gemächlich mit Touristen durch die Landschaft schaukelt. Das Touristenzentrum Frigate Bay bietet zwei schöne Strände, Hotels, einen Golfplatz und ein Spielkasino. Wer luxuriöses Ambiente schätzt, kommt im Four Seasons Resort von Nevis auf seine Kosten. Thomas Albertsen
www.stkitts-tourism.com

Artikel vom 30.12.2006