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»Neid ist bei uns
nie ein Thema«

Die ungleichen Schweinsteiger-Brüder

Braunschweig (dpa). Wenn Tobias Schweinsteiger Autogramme geben muss, dann ist für viele Fans vor allem sein Nachname interessant. Der große Bruder des Bayern-Profis und Nationalspielers Bastian Schweinsteiger lacht darüber.
Bastian Schweinsteiger: WM-Dritter 2006.

Er freue sich über den Erfolg seines Bruders, sagt der 24-Jährige entspannt: »Neid ist bei uns nie ein Thema.« Dabei ist auch Tobias Schweinsteiger Fußball-Profi. Nach mehreren Jahren in der Regionalliga spielt er in dieser Saison für den Zweitligisten Eintracht Braunschweig und träumt von einem höherklassigen Angebot. »Das Ziel Bundesliga muss man als Fußballer haben«, sagt er.
Die lockere Ausstrahlung haben die Brüder gemein. Die Unbekümmertheit, die dem zwei Jahre jüngeren Bayern-Profi nachgesagt wird, legt auch der Braunschweiger Stürmer - sportlich lässig im dunklen Lederjackett und mit einem Lächeln auf den Lippen - an den Tag. Zwar verdient der kleine Bruder mehr und hat die sportlich größeren Erfolge erzielt. Dafür schreibt Tobias im Februar 2007 seine Abschlussarbeit im Studiengang Sportmanagement.
Von seinem Bruder trennen Tobias nach eigener Aussage einige Jahre Training, in denen sich der 24-Jährige ausschließlich und erfolgreich dem Skisport widmete. Drei Mal war er deutscher Junioren-Vizemeister, fuhr für das Nationalteam und war 2002 bei der Junioren-WM in Italien dabei. Im Sommer darauf kam ein Angebot aus der Oberliga. Tobias sagte zu. »Fußball hat mehr Spaß gemacht«, begründet er den Wechsel.
Vater Fred Schweinsteiger - einst als Kicker in Österreich und Deutschland sowie als Profi-Skiläufer aktiv - brachte seine Söhne früh zum Sport: »Wer laufen konnte, hat von Dad einen Ball an die Füße gekriegt«, erzählt Tobias, der mit Bruder Bastian an der deutsch-österreichischen Grenze im bayerischen Oberaudorf aufgewachsen ist. Heute bleibt oft zu wenig Zeit für ein Familien-Treffen. Während der eine mit dem FC Bayern und der Nationalmannschaft unterwegs ist, kämpft der andere mit Ex-Meister Braunschweig gegen den Abstieg aus der 2. Liga. »Aber an Weihnachten sehen wir uns immer zu Hause«, erzählt Tobias Schweinsteiger.
Dann lassen die Geschwister sogar den Fußball liegen und schnallen die Bretter an. »Wir haben die längste Flutlichtpiste Deutschlands vor der Tür«, sagt Tobias. Früher, sagte Bruder Bastian in einem Interview, haben die Brüder manchmal einen Flutlichtmast »ausgeliehen«, um spät abends noch zu kicken. Diese Zeiten sind zwar vorbei, die Erinnerungen daran aber immer noch ganz frisch: »Zwei Jungs, viel Sport, viel draußen, klar haben wir auch manchmal Mist gebaut.«

Artikel vom 23.12.2006