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Verneigung vor einem Großen

Bielefelder Jazz-Trio hat Oscar Petersons »Easter Suite« auf CD eingespielt

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Zu Weihnachten ein Stück Ostern verschenken? Warum nicht! Möglich gemacht haben das Olaf Kordes, Wolfgang Tetzlaff und Karl Godejohann mit der Einspielung von Oscar Petersons »Easter Suite« auf CD.

Mit dieser Komposition des bekannten kanadischen Jazzmusikers ist das so eine Sache. Eingestuft als eines der Hauptwerke des 1925 geborenen Jazzpianisten, ist es dennoch am wenigsten bekannt. Das dürfte sich nun ändern, dank des Bielefelder Jazz-Trios, das mit der Einspielung der berühmten Rarität auf CD eine diskografische Lücke geschlossen hat.
Die »Easter Suite« wurde 1984 von der Londoner BBC in Auftrag gegeben und am Karfreitag ausgestrahlt. Inzwischen ist dies zu einem jährlichen Ritual geworden. Ein Live-Mitschnitt der Studioaufnahme mit Oscar Peterson am Piano, Niels-Henning ¯rsted Pedersen am Bass und Martin Drew am Schlagzeug liegt seit einigen Jahren auf DVD vor. Oscar Peterson selbst soll das Werk seit seiner Uraufführung nie wieder gespielt haben. Ob eine ausgeschriebene Partitur überhaupt existiert, ist ebensfalls ungewiss.
Die Begeisterung der drei Bielefelder für das Werk war so groß, dass sie Anfang des Jahres die Mühen der Transkription nicht scheuten und von der DVD Note um Note abhörten und niederschrieben. Die anschließende Aufführung des Werks im März und April in der Süsterkirche wurde ein gigantischer Erfolg. »Wir sind daraufhin immer wieder angesprochen worden, ob wir das Stück nicht auf CD einspielen könnten«, erzählt der Pianist Olaf Kordes.
In der brütenden Hitze des Juni machte sich das Trio im »Eastend-Studio« ans Werk. »Es war so heiß, dass der Klavierstimmer zweimal am Tag kommen und nachstimmen musste«, erinnert sich Kordes. Einmal hätten sie die Aufnahme unterbrochen und mit der Technikermannschaft das Weltmeisterschaftsspiel Deutschland gegen Schweden geguckt. »Danach waren wir alle gut drauf, und ich finde, das hört man auch«, meint der Pianist.
Was man in jedem Fall hört, sind neun Sätze, die von bestechender Perfektion und Spielfreude künden und in der sich der Enthusiasmus der Musiker auf den Hörer überträgt. Wer mag, kann das Werk, welches die Leidensgeschichte Jesu vom Letzten Abendmahl bis zur Auferstehung beschreibt, unter die religiöse Prämisse stellen und erahnen, wie verinnerlicht Peterson an die Vertonung herangegangen sein muss. Umgekehrt ist es aber ebenso gut möglich, das Werk ohne programmatische Ausrichtung als ein Stück absolute Musik zu hören, die wunderbar swingt und einfach gute Laune verbreitet.
Die CD ist ab sofort im Handel erhältlich und kann bei JPC Niemeyer zum Preis von 14,99 Euro erworben werden.

Artikel vom 23.12.2006