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Hauch von Orient über Bielefeld

Alba-Gewürze feiern 2007 den 100. Geburtstag -ÊStender zurückgekehrt

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Der Gewürzhersteller Alba feiert im kommenden Jahr gleich zwei Mal: den 100. Geburtstag des Bielefelder Unternehmens und das 50. Firmenjubiläum des inzwischen 73-jährigen geschäftsführenden Gesellschafters Heinz-Dieter Stender.

Wenn es um Gewürze geht, geht es oft auch um Liebe. Die beiden Freunde Heinrich Neiweiser und Heinrich Gehring hatten bei den beiden Schwestern Lieschen und Hella Begemann Feuer gefangen. Deren Vater besaß einen Kolonialwaren-Handel in der Bielefelder Innenstadt. Dort entstand die Idee, es müsse doch lukrativ sein, selbst ins Land, wo der Pfeffer wächst, zu reisen und von dort die Gewürze zu importieren.
Gedacht, gesagt, getan: Im August 1907 wurde Alba (lateinisch: weiß) gegründet. Fünf Jahre später zog das Unternehmen in die Sudbrackstraße; das Geld für den vom Pharma-Hersteller Kurt Wolff getätigten Fabrikkauf streckte der Schwiegervater vor.
Der erste Weltkrieg unterbrach den Aufschwung. Gehring fiel schon im ersten Kriegsjahr in der Schlacht von Besancon. 1927 trat die nächste Generation ins Unternehmen: Chef wurde nun Heinrich Stender, der glückliche Ehemann von Neiweisers Tochter Gerda.
Der nächste Generationswechsel folgte 30 Jahre später. Stenders Sohn Heinz-Dieter hatte zuvor bei sieben Arbeitgebern der Branche von Hamburg bis Jamaica Erfahrungen gesammelt. Jetzt, 50 Jahre danach, wollte Stender längst im Ruhestand sein. Doch nachdem die beiden Kindern ihren Berufsweg außerhalb des Unternehmens gewählt haben, stellte Stender einen familienfremden Manager ein. Das schlug fehl. Auf Bitten der Belegschaft ließ sich Stender deshalb noch einmal aktivieren. »Jetzt macht mir die Arbeit schon wieder richtig Spaß«, sagte er. Zwar ist klar, dass eine neue Nachfolgeregelung gefunden werden muss. Doch sehr eilig hat es Stender damit nicht: »Erst soll unser Jubiläum so richtig gefeiert werden.«
Indessen fordert auch das Unternehmen die volle Aufmerksamkeit. Die Preise für Pfeffer -Êmit einem Anteil von 40 Prozent Hauptprodukt von Alba - sind »gepfeffert«. Um 40 Prozent sind sie auf 3600 Euro pro Tonne gestiegen. Damit kostet der Peffer heute wieder so viel wie zu Spitzenzeiten der D-Mark. Auf der anderen Seite drücken Discounter weiterhin auf die Marge.
Wer sich dorthin wünschte, wo der Pfeffer wächst, landete zu Beginn von Stenders Dienstzeit unweigerlich in Kerala. Heute hat Vietnam dem südindischen Bundesstaat zumindest beim schwarzen Pfeffer den Rang abgelaufen -Ê »dank einer großen Entwicklungsinitiative der DDR«, berichtet Stender. Dagegen entwickelt der chinesische Pfeffer unter gewissen Umständen nach dem Vermahlen einen »Kuhstallgeruch«.
Ob schwarzer, weißer, grüner oder roter Pfeffer: Alle stammen sie vom gleichen Strauch. Ausschlaggebend für die Farbe ist neben der Fermentierung der Zeitpunkt der Ernte.
Alba, das mit 70 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp zehn Millionen Euro und damit in Deutschland einen Marktanteil von vier bis fünf Prozent erzielt, legt besonderen Wert auf Qualität. Entwickelt wurde hier eine Methode, Pfeffer kalt -Êbei minus 70 Grad -Êzu vermahlen. Die Anlage schafft nicht nur das 15-fache einer herkömmlichen Pfeffermühle, sondern schützt auch die ätherischen Öle im Pfeffer.

Artikel vom 23.12.2006