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Kein Königsweg gegen
Gewalt hinter Gittern

NRW-Justizministerin stellt Gutachten vor

Düsseldorf (dpa). Sechs Wochen nach dem Häftlingsmord von Siegburg hat ein Gutachten Gewalt im Gefängnis als »gewissermaßen alltäglich« bezeichnet.
Gab das Gutachten in Auftrag: Roswitha Müller-Piepenkötter.

Die gesellschaftliche Entwicklung mache vor den Toren der Strafanstalt nicht Halt, sagte Wolfgang Wirth vom Kriminologischen Dienst NRW am Freitag in Düsseldorf bei der Vorstellung des Gutachtens. NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) sagte, es gebe keinen »Königsweg« gegen Gewalt hinter Gittern. Nur ein ganzes Bündel baulicher, rechtlicher und personeller Maßnahmen könne die Brutalität unter Gefangenen einschränken. Die Ministerin hatte das Gutachten »Gewalt unter Gefangenen« bereits vor dem Mord an einem jungen Häftling in Siegburg in Auftrag gegeben.
In NRW-Gefängnissen sitzen 18 000 Häftlinge ein. Die Experten werteten Gefangenenakten zu 638 Gewaltdelikten in Haftanstalten im Jahr 2005 aus. In fast zehn Prozent dieser Vorfälle erlitten Häftlinge schwere Verletzungen. Zwei Drittel der Gefangenen, die wegen Gewalt gegen ihre Mithäftlinge auffielen, saßen auch wegen Gewaltdelikten im Gefängnis.
Mehr als die Hälfte der ermittelten Täter sei unter 25 Jahre alt, erklärte Müller-Piepenkötter. Daher werde die Gewaltprävention künftig besonders den Jugendvollzug und junge Täter im Erwachsenen- Vollzug im Blick behalten müssen. Das Vollzugspersonal soll sensibilisiert werden, um Anzeichen für Gewalttaten besser zu erkennen.

Artikel vom 23.12.2006