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2007 mehr Mut und Herz zeigen

Präses Buß: Keine Moschee in Kirchen

Von Reinhard Brockmann
und Andreas Kolesch
Bielefeld (WB). Mutigere Schritte in der Politik und mehr Solidarität unter den Menschen fordert der Präses der Evangelischen Landeskirche von Westfalen, Alfred Buß, zum Weihnachtsfest 2006.

Die großen gesellschaftlichen Probleme müssten klarer benannt und angegangen werden, sagte Buß im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Die Mehrheiten, die die große Koalition in Berlin biete, müssten endlich genutzt werden. »Wir brauchen eine Reform des Systems, damit Blockaden zwischen Bundestag und Bundesrat, wie wir sie in der rot-grünen Zeit gewohnt waren, künftig nicht mehr möglich sind. Wir brauchen aber auch nicht so einen Unsinn, dass Rauchverbote nach Bundesländern geregelt werden«, sagte der leitende Theologe an der Spitze von 2,6 Millionen Protestanten von Minden bis Siegen.
Kategorisch ausgeschlossen hat Buß die Umwandlung von leerstehenden evangelischen Kirchen in Moscheen: »Das kommt nicht in Frage.« In intensivem Dialog müsse erst geklärt werden, welche Gemeinsamkeiten überhaupt existierten. Es sei falsch, Gemeinsames einfach vorauszusetzen. »Ein Muslim kann sich nicht vorstellen, dass Gott Mensch wird.« Ohne das Gebet des Papstes in einer Istanbuler Moschee zu erwähnen, fragt Buß: »Ist es denn sofort derselbe Gott, wenn man Allah sagt?«
2007 müssten die Chancen genutzt werden, die Europa bietet. »Es ist großartig, dass wir mit Ländern, mit denen über Jahrhunderte Krieg geführt wurde, einen gemeinsamen Zukunftsentwurf entwickeln.«
Der Präses dringt auf eine Neuregelung der Zuwanderungspolitik. »Wir dürfen uns nicht vor dem Flüchtlingselend in der Welt verschließen«, betonte Buß, der auch Vorsitzender der Kommission für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Die Politik sei gefragt, Flüchtenden wieder legale Wege nach Deutschland zu eröffnen. Buß: »Wir haben mehr Abwanderung als Zuwanderung.«
Durch die Freigabe der Ladenöffnungszeiten an sechs Tagen sieht Buß den Sonntag noch stärker gefährdet. Es gebe »seitens der Unternehmen eine Strategie, den Sonntag auszuhöhlen«. Kleinbetriebe und Stadtviertel würden geschwächt, Menschen verlören gemeinsame Zeit. Buß: »Die Familie trifft sich zum Adventskaffee und Mutti sitzt an der Kasse.«
Seite 4: Interview

Artikel vom 23.12.2006