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Das Menü in letzter Minute

Fleischermeister Hans-Georg Kohlsteddes Rezept für kurzfristige Gäste

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). »Nicht verzagen, den Fleischermeister fragen«, reimt Hans-Georg Kohlstedde mit einem Augenzwinkern. Festtagsmenü aus dem Stehgreif, kein Problem für den Profi. Damit die Hausfrau auch keines hat, haben die Fleischer seiner Zunft nicht nur Ideen, sondern auch vorbereitet.

Endspurt vor Weihnachten. Plötzlich tritt der Fall X ein. Aus der Traum vom harmonischen Fest zu zweit. Der Anruf kommt am Freitag: »Wir kommen zu viert.« Natürlich hatte man die Freunde in jedem Urlaub immer wieder eingeladen, aber dass die wirklich mal kommen, und dann auch noch zu Weihnachten. Und Oma wollte ja eigentlich auch bei Nichte Petra sein, jetzt steht sie Heiligabend vor der Tür. Bei ihren Ansprüchen. Und einen ganzen Tag in der Küche, das hatte man sich schließlich in der Adventszeit geschworen, sollte es in diesem Jahr garantiert nicht geben. Ganz abgesehen von Rezepten, die gern auf bereits vor Tagen vorbereitete und kühl zwischengelagerte Details zurückgreifen.
Die Nachfrage bei Hans-Georg Kohlstedde gibt sofort Entwarnung. Ein Dreigang-Menü schüttelt das Vorstandsmitglied der Bielefelder Fleischer-Innung locker aus dem Ärmel. Als Vorsuppe ein Steinpilz-Consome mit Tafelspitzwürfeln und Gemüsestreifen. Das gibt es aus der Dose, weil es der Meister bereits vorbereitet hat. »Merkt aber garantiert keiner«, verspricht Kohlstedde. Und Käsestangen als Beigabe gibt es in jeder gut sortierten heimischen Snackschublade.
Für den Hauptgang empfiehlt der Chef Geschnetzeltes mit frischen Austernpilzen und einer leichten Sahnesauce sowie Kartoffelgratin. Beides lässt sich im Backofen garen, weiß der praktisch denkende Mensch. Und weil die Arbeitszeit an den Feiertagen in der Küche nicht mehr als zwei Stunden betragen soll, ist das Dessert mit dem verlockenden Namen »Mamma Mia« auch schon fertig zu kaufen oder leicht selbst angefertigt: Leichter Weinschaum mit Löffelbisquit und gerösteten Mandeln (Fünf Minuten bei 180 Grad im heimischen Backofen).
Jede Menge verlockende Angebote haben die Fleichermeister für alle Haushalte, in denen es zum Fest weder Gans noch Ente oder Pute und nicht mal Keulen oder Brüste von selbigen geben soll. Der Blick in die Kühltheke macht Appetit auf mehr: Von feiner schlesischer Bratwurst über wunderschön angerichtete Kohlrouladen bis zu Kalbsteaks in einer Hülle aus Parma Schinken oder Madagaskar-Steaks reicht das Angebot.

Artikel vom 22.12.2006